Pfeffer, F. (2014). To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt: Strategien, Werkzeuge, Geschäftsmodelle. Mainz: Verlag Hermann Schmidt Mainz.
Gelesen / Exzerpt: 7.8. – 12.8.2015 / 7.8. + 12.8.2015
Standort: eigene Sammlung
Abstakt
Pfeffer eröffnet ein Design-Diskurs und nimmt die aktuellen Strömungen von Design unter die Lupe. Dabei befragt er die Entstehungsgeschichte, zeitliche Veränderungen, sowie Herausforderungen in unserer global-vernetzten, social-verteilten und ökologisch-prekären Welt. Was kann Design leisten und was nicht? Was sind Pioniere? Welche Werkzeuge, Strategien und Geschäftsmodelle gibt es, mit welcher Motivation und Intention? Wie können wir die Welt neu erfinden und unseren Kinder damit zumindest eine kreative Denk- sowie Handlungsweise mit auf den Weg geben. Pfeffer führt kurz ins Thema ein und widmet sich 100 Projekten, die als Auswahl zeigen, wo die Reise hingeht und was uns zu inspirieren vermag. Florian Pfeffer ist Gründer des von 1998 bis 2013 internationalen Wettbewerbs :output für Design-Studienarbeiten und Herausgeber der gleichnamigen Jahrbücher.
Ausarbeitung
»Neue Landschaften formen neue Sprachen.« (Pfeffer, S.14)
Als Einleitung beschreibt Pfeffer, wie er das erste Mal eine Weltkarte mit Indonesien im Zentrum gesehen hat. Er hatte die Karte anfangs für einen Rohschach-Test gehalten. Erst der Wetterbericht hat ihm die Augen geöffnet. Eine ähnliche Geschichte habe ich von Judith Schalansky im »Atlas der abgelegenen Inseln« gelesen. Mir ging es nicht viel anders. Dadurch verändert sich der Blickwinkel und es entsteht ein neues Bild auf das gleiche Objekt. Die Erkenntnis: »Die Wahrheit ist, dass es keine Wahrheit mehr gibt.« (S.20) Besser gesagt, nie gegeben hat. Heinz von Förster hat dieses Phänomen ebenfalls treffend formuliert »Wir sehen nicht, dass wir nicht sehen.« Wir sehen ein Objekt, Thema, Sachverhalt meistens nur von einer nämlich unserer Seite. Die anderen bleiben im Dunkeln. Erst durch ein Herumlaufen und Beleuchten wird die Komplexität sichtbar. Verschiedene Kunstformen, wie Malerei, Literatur, Musik, Tanz aber auch Philosophie entwerfen diese Wandlungen. »Das Design der Zukunft ist mit der Frage konfrontiert, wie wir Komplexität aushalten und gestalten können.« (S.20)
Pfeffer schlussfolgert mit dem Blick auf die Designgeschichte, dass wir uns in der dritten Revolution befinden. Die 1. ging mit der Erfindung der Dampfmaschine und damit dem Wandel der Produktionsverfahren einher, die 2. mit der Elektrizität und Verbreitung der Massenmedien. Die 3. hat Ihren Ursprung in der Globalisierung und macht das Ausmass an der Vernetzung von Datenströmen, ökologischen Problemen und der Überdehnung des sozialen Systems sichtbar. Eine berechtigte Frage ist: »Ist die Art und Weise, wie wir bisher gelebt, gearbeitet, produziert und konsumiert haben, intelligent genug? Welche Alternativen können wir erzeugen?« (S.22) »Diese Revolution braucht weniger Symbole und mehr Substanz, weniger Produkte und mehr Werkzeuge, weniger Hardware und mehr Software.« (S.22) Pfeffer zeigt drei Alternativen vor: von weiter machen wie bisher, über Rückzug bis hin zu Diskurs. Er plädiert für »die Auseinandersetzung von Design mit den komplexen und widerspenstigen Fragestellungen es modernen Lebens.« (S.23) »Kann Design mehr sein als eine blinde Innovationsmaschine, die uns hilft, darüber zu sprechen, was wir wollen« (S.23) Dabei nimmt Design die Rolle des Vermittlers ein: Erklärt, zeigt Handlungsräume auf und vertritt politische, sozialen sowie ethische Standpunkte/Haltungen. Der Designer als Politiker, Soziologe, Ethnograf, Arzt, Geistlicher, Komiker erfindet die Welt neu und trägt damit zum gesellschaftlichen Wandel bei.
In »Die Welt als Entwurf« beschreibt Otl Aicher »Design bezieht sich auf den kulturellen Zustand einer Epoche. Die heutige Welt ist definiert durch ihren Entwurfszustand.« — Dadurch wird jeder Entwerfer zum Weltgestalter. Pfeffer unterfüttert diese Sichtweise mit einem Beispiel von Buckminster Fuller, der während einer Kreuzfahrt von der Wirkung des Trimmruders erleuchtet wurde. Diese Kraft wird von Flintoff als Schmetterlingseffekte bezeichnet und findet sich auch in Prousts Leidenstheorie wieder. »Wie lässt sich Design als kritische Kraft in die Zukunft fortschreiben? Welche Möglichkeiten bietet Design, die neue Normalität zu gestalten? — Um die Welt zu gestalten, brauche ich keinen festen Standpunkt. Mit einem festen Standpunkt kann ich keinen Unterdruck erzeugen. Ich muss mich bewegen.«
evtl. Könnte meine Anleitung eine Art Atlas werden, der die verschiedenen Wege zeigt oder Sichtweisen auf ein Thema und wie sich dadurch das Objekt selbst verändert. Ein initiales Beispiel dafür wäre der Altas der vergessenen Inseln.
Weitere absurde Ideen, ein Kiosk mit Meinungen, Haltungen und deren Argumente. Oder eine Wundertüte. Oder Community basiert eine Plattform?
Weiterführend
Dymaxion, Buckminster Fuller — Pionier, Kartierung
https://de.wikipedia.org/wiki/Dymaxion#Dymaxion-Weltkarte
Design for the Real World, Victor Papanek, 1971 — Designer und Designphilosoph
https://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Papanek
http://playpen.icomtek.csir.co.za/~acdc/education/Dr_Anvind_Gupa/Learners_Library_7_March_2007/Resources/books/designvictor.pdf
Changeist, Scott Smith — Aktivist
http://www.changeist.com
http://www.flowfestival.si/talk/scott-smith-changeist-2/
Adhokratie, Henry Mintzberg, 1980 — Ökonom
https://de.wikipedia.org/wiki/Adhokratie
Relevanz
Einblick in das Thema Aufgaben eines Designers, Möglichkeiten und Chancen die Welt als Designer zu verbessern, Kommunikation, Vermittlung
Weiterverarbeitung
Handlungsmöglichkeiten
Bespiele, wo Gestalter politisch sind
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