LE Mentzel & The Crowd »Hartz IV Möbel.com: Build More, Buy Less. Konstruieren statt konsumieren«

LE Mentzel & The Crowd (2012). Hartz IV Möbel.com: Build More, Buy Less. Konstruieren statt konsumieren. Ostfildern: Hatje Cantz Verlag

Zeigt, die ein prekäres Thema gestalterische Umgangsformen finden kann.
Beispiel für politisches Design und Artefakt

Design

Artefakt

Anleitung

[Produkt]
?[Projekt]
[offen]
[Exzerpt|]

Júlio do Carmo Gomes »Jenseits der Sackgasse. Strategie und Richtung: Die Soziale Bewegung und die Linken«

do Carmo Gomes, Júlio: Jenseits der Sackgasse. Strategie und Richtung: Die Soziale Bewegung und die Linken. In: Utopie (2015), Nr. 1, S. 84.

Gelesen / Exzerpt: 29.8.2015 / 29.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Das Interview mit Michael Albert

Júlio do Carmo Gomes ist Kommunikationswissenschaftler, Filmemacher, Aktivist, Herausgeber und Übersetzer.

Ausarbeitung

Weiterführend
Parecon, Michael Albert & Robin Hahnel — Participatory Economics schlägt ein ökonomisches System, in dem jeder Mensch das Ausmaß der eigenen Betroffenheit von Entscheidungen mitbestimmen kann.
https://de.wikipedia.org/wiki/Parecon
https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Albert

Graswurzelbewegung — Grassroots Movement oder Basisbewegungen sind politische oder gesellschaftliche Initiativen, die aus der Bevölkerung entstehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzelbewegung
http://www.graswurzel.net/

Relevanz

Weiterverarbeitung

Vernetzungen

Santiago López Petit »Und wenn wir es aufgäben, Staatsbürger zu sein? Manifest für die Befreiung von der Ordnung«

Petit, Santiago López: Und wenn wir es aufgäben, Staatsbürger zu sein? Manifest für die Befreiung von der Ordnung. In: Utopie (2015), Nr. 1, S. 19.

Gelesen / Exzerpt: 25.8.2015 / 25.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

bla

bla ist

Ausarbeitung

Santiago López Petit

»Man appelliert an uns als Staatsbürger«
»Von der Demokratie zum »Demokratischen««
»Staatsbürger ist nicht derjenige, der denkt, sondern derjenige, der glaubt.«

… weitere Artikel, die ggf. zur Argumentation helfen, um die aktuelle Frustration, Verzweiflung und Ohnmacht zu verdeutlichen

Weiterführend

Relevanz

Weiterverarbeitung

Vernetzungen

Judith Schalansky »Atlas der abgelegenen Inseln: Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werden«

Schalansky, J. (2009). Atlas der abgelegenen Inseln: Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werden. Hamburg: Mare Verlag.

Gelesen / Exzerpt: x.x. / x.x.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Judith Schalansky ist Siehe Impressum Buch

Ausarbeitung

Weiterführend

Relevanz

Weiterverarbeitung
Kapitel 3 Ansätze

Vernetzungen

Spideralex »Technologische Souveränität«

Spideralex: Technologische Souveränität In: Utopie (2015), Nr. 1, S. 71.

Gelesen / Exzerpt: 29.8.2015 / 29.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Auslöser für den Text war ein Interview der Autorin mit Margarita Padilla. Spideralex beleuchtet den Begriff der technologischen Souveränität von der Bedeutung über aktuelle Initiativen bis hin zur Relevanz für unsere Gesellschaft. Alex ist Soziologin, Sozialwissenschaftlerin für Informations- und Kommunikationstechnologien des Gemeinwohls, Hacktivistin und engagiert sich für die sozialpolitische Transformation.

Ausarbeitung

Aus Mangel an frei verfügbaren Technologien und der Abhängigkeit von Großkonzernen, die unsere Daten verwalten müssen wir offene und freie Technologien nutzen. Nach Margarita Padilla besteht bei alternativen Projekten immer das Problem, des Aufwands, der damit einhergehenden Verzögerung und der fehlenden Mittel, um die Masse zu bedienen. »Wir haben die Souveränität vollständig verloren. Wir verwenden die Werkzeuge des Web 2.0 als wären sie übernatürlich, als würde es sie ewig geben. so ist es jedoch nicht, da sie sich in den Händen von Unternehmen befinden und diese zum Besseren oder Schlechteren, nicht auf ewig bestehen.« Als Grund nennt sie, »weil wir ihnen keinen Wert beimessen« (S.72, Padilla) und schlägt vor, diese Thematik analog der Ernährungssouveränität zu behandeln. Daraus ergeben sich Fragen der Werte, Herkunft, Nutzung, Zugänglichkeit, Unternehmensphilosophien und Fragen nach der Entwicklung, Gestaltung und Produktion neuer zivilgesellschaftlicher souveräner Technologien. »Wir definieren Zivilgesellschaft als Gesamtheit von Bürgerinnen und Kollektiven, deren individuelle und kollektive Aktionen nicht in erster Instanz durch Gewinnstreben motiviert sind, sondern durch den Versuch, Wünsche zu erfüllen und Bedürfnisse zu befriedigen und damit zugleich soziale und politische Transformation zu fördern.« In diesem Sinne sowie im Anliegen von Welzer ist es Zeit sich diesem Wandel anzunehmen und Werkzeuge zur demokratischen Transformation zu gestalten.

Ein Blick zurück in unsere auch jüngste Geschichte zeigt, dass »die Zivilgesellschaft stets taktische Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnologien, der Medien und des freien Ausdrucks im Allgemeinen entwickelt hat.« (S.74) Diese Nutzung und Aneignung, teilweise mit Gewalt, war stets aktiv und wird auch in Zukunft, wahrscheinlich mehr denn je, aktiv oder besser interaktiv sein. Dieser Prozess lässt sich nicht mehr umkehren. Zitat Pfeffer?, ich glaube, da gab es eins. Gerade das Argument, dass »sich unsere elektronische und soziale Identität« (S.74) immer mehr aus dem »digitalen Universum« bildet, zeigt wie notwendig ein Bewusstsein, eine Übernahme oder Boykott und letztendlich eine unabhängige Alternative ist. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Gedanke von der Autorin ist, dass nicht Transparent ist was momentan aus diesen Massen an Daten gedeutet werden kann, und die mit Diebstahl oder bei Insolvenz damit umzugehen ist. Die Daten gehören eigentlich nicht den Unternehmen, sondern den Nutzern, und werde nur von diesen Unternehmen verwaltert. Analog hierzu seinen Bürgerämter, Polizeiarchive, Finanzämter genannt, die in meinen Augen die gleichen Funktionen haben. Allerdings sind diese Institutionen staatlichen wie bürgerlichen Regeln, wie dem Grundgesetz, unterworfen und nicht wirtschaftlichen oder ökonomischen. Unsere Daten sollten frei, eigenverwaltet, selbstverliehen, geschützt sein und nicht ausspioniert, handelbar, verkäuflich. Um der ungewünschten kommerziellen Dynamik entgegenzuwirken, »benötigen wir eine Vielzahl an Initiativen, Unternehmen Kooperativen und informellen Kollektiven, die uns mit den freien Technologien versorgen, die uns fehlen.« Die Autorin plädiert dafür, wenn wir mehr Privatsphäre und Anonymität in der digitalen Realität wünschen, müssen wir selbst diese Werkzeuge erschaffen oder bestehende nutzen.

Allerdings stellt sich hier die Frage: Warum bereits bestehende Methoden nicht von der Mehrheit genutzt werden und ob es Möglichkeiten gibt, diesen Wandel durch gezielte Gestaltung zu befördern. Ich sehe hier vor allem Potential in kleinen Netzwerken wie lokale Nachbarschaften, Bürgerbündnisse oder ortsgebundene Daten. Die Konzepte von Open Source, Crowd, Community bestehen mit einer guten Basis, aber leider fehlt es an »Massentauglichkeit« im Sinne von Einfachheit, Verständlichkeit, Popularität und Coolness. Neben Ethik und Zugänglichkeit müssen auch die Fragen nach den ökologischen sowie sozialen Kosten der Produktionszentren gestellt werden und damit an Effizienz, Lebenszyklus, Dienstleistungsangeboten, Aufgabenverteilung. Aus Sicht der Autorin »ist es wichtig zu verstehen, dass keine neutralen Technologien existieren. Sie alle sind Absichtserklärungen und zei(ti)gen mannigfaltige Folgen.« (S.76) Deswegen rät sie, wie auch im Konsum- und Ernährungsverhalten souveräne Entscheidungen zu treffen und fehlende Werkzeuge einzufordern: »Jede Einzelne von uns ist Expertin ihrer eigenen Beziehung zu den Technologien. Deshalb können wir uns alle daran probieren, diese Beziehung zu analysieren, um sie neu zu erfinden.« (S.76)

Weiterführend
Margarita Padilla — Software-Entwicklerin, Hackerin, Cyberguerrilla
http://medialab-prado.es/person/margarita_padilla_

MediaLab Prado — Zentrum für Digitalkultur am Prado Madrid
http://medialab-prado.es
http://medialab-prado.es/article/convocatoria-explorando-desigualdad
http://medialab-prado.es/article/aprendizajes

Hippolyta — Forschungsgruppe seit 2005, reflektiert über »Technologie-Domain« und ihre sozialen Auswirkungen
http://www.ippolita.net

Technologische Souveränität — Selbstbestimmung in der Entwicklung und Produktion von Technologien
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-digital-debatte/digitale-souveraenitaet-blinde-wut-auf-amerika-reicht-nicht-13398118.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-digital-debatte/wem-gehoert-das-netz-entamerikanisiert-endlich-das-internet-13370167.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kommentar-zum-NSA-Skandal-Die-technologische-Souveraenitaet-zurueckgewinnen-2216143.html

Digitale Souveränität — Selbstbestimmung im Umgang mit digitalen Medien
https://de.wikipedia.org/wiki/Digitale_Souver%C3%A4nit%C3%A4t
https://netzpolitik.org/2015/realitaetscheck-bitkom-position-zu-digitaler-souveraenitaet-an-open-source-denkt-leider-keiner/

Relevanz
Einblick in das Thema autonom-gemeinschaftsverwalteter Technologien, digitaler Daten und Kommunikationsmittel
Plädoyer für den Bedarf und die Entwicklung einer Souveränität

Weiterverarbeitung
Definition »Zivilgesellschaft«, Spideralex, Utopia Magazin
Kapitel: 1 Gegenstand und 2 Bestandsaufnahme

Vernetzungen
Welzer
Pfeffer

Presseschau 21. August 2015

»Kunde statt Bürger«

Crouch, Colin: Kunde statt Bürger. In: Le Monde diplomatique (August 2015), Nr. 08/21. Jahrgang, S. 3.

Crouch schreibt über die Gefahren des »New Public Management« und wie aus Bürgern Kunden werden. Mit der Ökonomisieren des öffentlichen Dienstes verschieben sich demokratische Grundrechte sowie gesetzliche Gleichstellung zu Bevorteilungssystemen. Er sieht Steuerzahler nicht als Kunden sondern »als Bürger und damit als Inhaber bürgerlicher Rechte und Pflichten«. Des Weiteren geht Crouch davon aus, dass »das »Kunden«-Konzept unvermeidlich eine Ungleichheit impliziert, die sich mit dem Konzept eines mit Rechten ausgestatteten Staatsbürgers nicht verträgt […] — es gibt im privaten Sektor keine Entsprechung zum staatlichen Konzept der Gleichheit vor dem Gesetz.« Als Beispiel führt Crouch die britische Steuerbehörde an, die Großkonzernen beratend zur Seite steht im Gegensatz zu natürlichen Personen.

Weitere Beispiel folgen, über einen Vorfall, der 2015 aufgedeckt wurde, bei dem die Steuerbehörde seit fünf Jahren gewusst hat, dass eine Großbank 6000 Kunden geholfen hat, Schwarzgeldkonten in der Schweiz anzulegen, um Steuern zu sparen. Ganz nach dem Motto — der Kunde ist König. Abschliessend beschreibt Crouch aktuelle Situation in Barnet. Hier wurden »alle öffentlichen Aufgabe am Privatfirmen outgesourct, […] infolgedessen verfügt die Kommunalverwaltung […] nicht mehr über die nötige Sachkompetenz, um die Qualität der fremdvergebenen Dienstleistungen zu beurteilen.« Staatliche Leistungen sind nur noch in der Grundversorgung kostenlos. Wer mehr will, muss zahlen. Damit etabliert sich wieder eine 2-Klassen-Gesellschaft, die nichts mehr mit Demokratie und dem Grundgesetz gemein hat.

Der Soziologe Colin Crouch ist bekannt durch seine Veröffentlichung »Postdemokratie«. Der Text stammt aus dem Buch »Die bezifferte Welt. Wie die Logik des Finanzmärkte das Wissen bedroht.«, das am 7. September 2015 erscheint.

Idee: AGB für einen Staat erstellen. Jeder darf Kunde des Staates werden, wenn er die AGB annimmt. Keine Auswahlverfahren, keine Geburtsübertragung, kein Einheiraten.

Fragen
Warum werden öffentliche Aufgaben an Firmen vergeben, wenn wir doch genau dafür Steuern zahlen?
Welche Aufgaben sollten unbedingt in öffentlicher Hand bleiben?
Was ist »Postdemokratie«?
https://de.wikipedia.org/wiki/Postdemokratie
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-08/colin-crouch-bundestagswahl-sozialdemokratie

»Schäubles Gehäuse«

Denord, Francois; Knaebel, Rachel; Rimbert, Pierre: Schäubles Gehäuse: Geschichte und Wirkmacht der ordoliberalen Denkschule. In: Le Monde diplomatique (August 2015), Nr. 08/21. Jahrgang, S. 18 p.

Die Autoren geben Einblick in der deutsche Wirtschaftssystem seit dem 2. Weltkrieg und wie diese Einfluss auf die Europäische Union genommen hat. Als Resultat wird damit das aktuelle Vorgehen gegenüber Griechenland argumentiert, und dass nicht die »Volkssouveränität« für Entscheidungen innerhalb der EU zählt sondern die Haushaltpolitik.

Der Artikel unterstreicht die Entwicklung zur Postdemokratie, in denen Bürgerentscheidungen, wie die griechische positiv ausgefallende Volksabstimmung zum Verbleib in der EU, vor Wirtschaftsmacht stehen. Nicht die Menschen, Staats- und EU-Bürger stehen im Mittelpunkt, sondern der finanzielle Beitrag eines Landes und die Kaufkraft.

Fragen
Was ist die »ordoliberale Denkschule«?
https://de.wikipedia.org/wiki/Ordoliberalismus
Was ist »Neoliberalismus«?
https://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus

Presseschau 14. August 2015

»Fakten gegen Vorurteile«

Peters, Benedikt / Gröbner, Thomas: Fakten gegen Vorurteile. In: Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses e. V. (ifp) (Veröffentlicht: August 2013 / Stand: 13.8.2015), Online.
http://asyl.journalistenschule-ifp.de/fakten-gegen-vorurteile/

Die beiden Autoren räumen mit den üblichen fremdenfeindlichen Aussagen der deutschen Bundesbürger auf. Als Mittel nutzen sie Zahlen und Statistiken, an die der gemeine Deutsche gern glaubt, und zeigen die Irrtümer der Argumente.

»Die guten Schleuser«

Kaul, Martin: Die guten Schleuser. Deutsche Fluchthelfer damals und heute. In: TAZ (12.8.2015), Online.
http://www.taz.de/Deutsche-Fluchthelfer-damals-und-heute/!5218659/

»Er grub 1962 in Westberlin einen Tunnel, sie transportiert heute Migranten ins Land. Lange verehrt, heute bekämpft: deutsche Fluchthelfer.«

Ein geschichtlicher Abriss zum Thema Fluchthilfe vom ziviler Ungehorsam über den Straftäter zum Schlepper. Wo sind die Grenzen? was ist vertretbar? Was ist Menschenhandel? Der Artikel beleuchte mit einer klaren Meinung unterschiedliche Seiten.

Presseschau 5. August 2015

»Wir sollten besorgt sein«

Kuhn, Daniel: Wir sollten besorgt sein. In: der Freitag (3.7.2015), Online.
https://www.freitag.de/autoren/netzpiloten/wir-sollten-besorgt-sein

»Nachrichten Apple stellt derzeit Journalisten ein, die Artikel für die kommende News-App schreiben. Dies erhöht aber auch die Gefahr, dass der Konzern seine Machtposition missbraucht«

Soviel zum Thema Transparent, Sichtbarkeit und barrierefreier Zugang. Die Open Data City wird zur Authorized Content Cell. Ein Schritt in die Zukunft? Wohl kaum. Wenn Journalisten von Großkonzernen bezahlt werden, und dass hat uns schon die Geschichte mit dem Springer-Verlag gelehrt, ist das kein Weg der verfolgt, unterstützt und eingeschlagen werden sollte.

»Neoliberal wird zu neofeudal«

Markwardt, Nils: Neoliberal wird zu neofeudal. In: der Freitag (5.8.2015), Online.
https://www.freitag.de/autoren/nils-markwardt/neoliberal-wird-zu-neofeudal

»Behörden: Häufig dauert es Monate, bis bei den Berliner Ämtern ein Termin frei ist. Gegen Geld geht es schneller«

Die Ökonomisierung der Verwaltung und des Bürgers. Wann ist die Demokratie dran?

»Guerilla-Aktion in Freital: Nazis essen heimlich Falafel«

Knuth, Hannah: Guerilla-Aktion in Freital: »Nazis essen heimlich Falafel«. In Spiegel Online (24.7.2015).
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/freital-heimliche-guerilla-aktion-gegen-rassismus-a-1045200.html

»Dies Irae« (Tag des Zorns) gehört der AdBusting-Bewegung an und hat in der Nacht vom 23. zum 24. Juli eine Guerilla-Anti-Rassismus-Kampagne in Freital initiiert. Die Künstlergruppe überklebte Werbeplakate und äusserte sich zur SPIEGEL ONLINE Redaktion: »Wir definieren uns als politische und selbst-denkende Menschen, die den öffentlichen Raum von der visuellen Umweltverschmutzung, auch Außenwerbung genannt, befreien. Wir meinen, dass es legitim ist, den öffentlichen Raum anzueignen – statt ihn der Werbeindustrie zu überlassen«.

Die Aktion zeigt, wie mit wenigen Mitteln für Aufmerksamkeit gesorgt werden kann. Die Resonanz der Bevölkerung ist leider nicht ersichtlich und die Wirkung nicht messbar. Die Plakate wurden am Tag darauf von dem zuständigen Unternehmen wieder entfernt. Hier stellt sich die Frage, ob eine festinstallierte Intervention einer Adhoc-Aktion vorzuziehen wäre, so dass der öffentliche Raum über einen längeren Zeitraum besetzt ist. Ausserdem wäre zu überlegen, ob eine positive oder negative Aussage für mehr Aufsehen sorgt. In diesem Falle gab negative, wobei berechtigterweise die Frage nach der Unterstützung gestellt werden muss, wenn negative Publicity auf der Tagesordnung steht. Humor ist gut, sollte aber nicht in Zynismus verfallen. Ebenso sind Anschuldigungen von Klischeegruppen fragwürdig. Wer würde sich selbst schon als Nazi oder Rassist bezeichnen?

Presseschau 23. Juli 2015

»Kommt nicht alle nach Paris!«

Schwarz, Susanne: Kommt nicht alle nach Paris!. Interview mit Tadzio Müller. In: der Freitag (2015), Nr. 30, S. 7.

In dem Interview erklärt Tadzio Müller, dass es nicht immer sinnvoll ist, wenn 100.000 Demonstranten auf eine Protest auftauchen. Er spricht davon, dass diese Energien verteilt und gezielt eingesetzt werden sollten. Es würde andere Effekte ergeben, wenn man nicht einmal im Jahr zu einer Demonstration geht, die sowieso stark besucht ist, und dann vielleicht noch hunderte Kilometer entfernt ist, sondern lieber nicht populäre regionale Aktionen unterstützt. Damit werden kleiner Aktion gestärkt und es gibt gleichmäßige Aktionen über das ganze Jahr anstatt eine riesige, die medial »ausgeschlachtet« wird.

Ich finde diesen Gedankengang inspirierend. Weiter gedacht, würde das heissen, dass sich gezielt an Aktionen beteiligen, die in Ihrer Umgebung sind und somit auch regional auf Missstände aufmerksam machen. Veränderung fängt in einer Demokratie immer im Kleinen an. Und wenn viele Menschen sich eine Haltung aneignen und gemeinnützig handeln, haben wir eine Chance Gesetzesänderungen selbstbewusst einzufordern und nicht nur über einzelne Interessengruppen abstimmen zu lassen.

Fragen
Aber wie können sich Bürger strategisch aktiv organisieren, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen und Handlungen einzufordern? Hier würde vielleicht ein kleines E-Mail- oder Telefon-Interview mit Tadzio Müller Aufschluss geben.

»Spielwiese für Querdenker«

Hasenheit, Marius: Spielwiese für Querdenker. In: der Freitag (2015), Nr. 30, S. 19.

»Utopival« ist ein geldfreier Kongress in der Nähe vom Köln der Anfang August stattfindet. Das Ziel: ohne Geld das Festival zu bestreiten. Dafür werden verkaufsuntaugliche Lebensmittel organisiert, kostenfreie Veranstaltungsräume von Überzeugten gestellt und die 100 Tickets verlost. Es gibt keine Honorare, keine Ausgaben. Das Konzept funktioniert nur im abgesteckten Rahmen. Die Organisatoren sind noch familienversichert und können es sich somit leisten »kostenfrei« zu leben. Hier greift meiner Meinung nach das gleiche Problem, dass auch bei »Aussteigern«, wie Wagenburgen existiert — ein Teil der staatlichen Fürsorge wird an dieser stelle ausgeblendet. Ich finde den Ansatz grundsätzlich gut, aber den falschen Idealismus als das »bessere« darzustellen funktioniert nur unkritisch. Solidarität ist ein Konzept, dass auf Teilnahmen, Mitgefühl, Gerechtigkeit und Gemeinschaftssinn aufgebaut ist. In solch einem Rahmen einen Kongress, Festival oder Gemeinschaft aufzubauen finde ich eine zukunftsweisende Idee. Allerdings sollten hier versteckte Geldquellen aufgelegt und transparent gemacht werden. Und wie lässt es sich »ohne Geld« leben, wenn unser Staat uns mit Gesundheitsvorsorgen, Wohngeld und kostenloser Bildung versorgt? An dieser Stelle könnte der Staat gleich für alle Bürger aufkommen, aber wer finanziert den Staat, wenn es keine Steuern gibt? Eine andere Möglichkeit wäre, dass der Staat für nichts aufkommt, aber was passiert dann mit benachteiligten Menschen?

Fragen
Was ist mit den Ausgaben für die Webseite, Webspace, Druck von Tickets, Materialien, Anreisekosten, …

»Hand aufs Haupt«, S. 21

Markwandt, Nils: Hand aufs Haupt. In: der Freitag (2015), Nr. 30, S. 21.

Nils berichtet über die Macht der Empfindsamkeit in der Politik und beginnt mit einer Anekdote von Friedrich II., die die Historikerin Ute Frevert in Ihrem Buch »Gefühlspolitik« analysiert.
»Affektive Empfindungen und Einstellungen«, schreibt Frevert, waren »hier nicht Motive, sondern Ressourcen, Werkzeuge und Objekte des Handelns.