Die Privatisierung der Öffentlichkeit.

Mir geht es gar nicht so sehr darum, ein konkretes Tool zu entwicklen, dass Liquid Democracy vorantreibt. Da gibt es nach einer eintägigen Recherche schon viele Ansätze. Mich treibt eher die Frage nach Gleichstellung von technischer Souveränität und technischer Barrierefreiheit an. Vielleicht eher ein Konzept oder Maxime, welche Anforderungen so ein Tool nach demokratischen Grundrechten haben muss. Es geht um die Frage der Datenspeicherung, der Geräte (Devices), der Software und natürlich der Sprache.

Wichtig ist mir vor allem die Frage nach der Privatisierung der Öffentlichkeit. Aber nicht nur zwingend im urbanen Raum, sondern auch im digitalen Raum. Öffentlichkeit findet auf beiden Ebenen statt. Woher weiss ich welche öffentlichen Räume offiziell sind und welche privat? Es stellt sich auch die Frage nach der Souveränität. Wenn eine Stadtverwaltung, eine Regierung privatisierte Medien nutzt, was hat das für Auswirkungen auf die Nachricht, den Inhalt, die Sprache, die Zugänglichkeit, die Autorenschaft, den Eigentümer? Was passiert, wenn dieses Medium geschlossen wird, weil das Unternehmen verkauft oder insolvent geht? Was passiert mit Bürgern die aus unterschiedlichen Gründen nicht die Technik besitzen? Wie ist damit umzugehen? Über diesen Punkt habe ich auch mit Marco Maas gesprochen. Die Frage stellt sich auch bei iBeacon und anderen Smart Technologien, die den urbanen Raum in Zukunft erweitern. Wer ist der Besitzer? Sollte es nicht die Gesellschaft und damit der Staat und Bürger sein?

Wo greife ich auf eine privatisiert Öffentlichkeit im täglichen Leben zu? Was passiert wenn diese private Sache plötzlich Pleite geht? Mit dieser etwas ungelenken Frage, kann ich einfacher die Frage nach der Abhängigkeit und somit Souveränität stellen. Um der Frage auf den Grund zu gehen, werde ich ein Foto-Tagebuch führen. Vielleicht wäre auch ein Community-Aufruf über das Zhdk-Mailing sinnvoll. Alles mit Gerhard besprechen.

Warum ist Leipzig unter diesem Aspekt interessant?
Leipzig wächst gerade. Es kommen viele Studenten und bereits hergezogene bleiben tendenziell und gründen Familien. Dabei hat die Stadt aber wenig Geld, um die Infrastruktur selbst zu verwalten und auszubauen. Bereits das Abwassersystem ist privatisiert und wird von der Stadt gemietet. Das gleiche Probleme könnte sich auch in Bezug auf Smart Technologien ergeben. Die Nutzeranzahl von Smart Technologien steigt zum einen natürlich und zum anderen durch den Zuwachs. Wie lässt sich aber mit dem technischen Fortschritt und der vielleicht bereits geäusserten Forderung nach z.B. iBeacon in Leipzig umgehen? Die Stadt gibt sich gern zeitgemäß und liebt die Sonderstellung unter den ostdeutschen Städteb. Dass konnte in den letzten Jahren mit Hypzig verfolgt werden. Was ist aber, wenn die Stadt kein Geld für solche Modernisierungen hat? Dann werden private Investoren beauftragt. Und hier liegt das Problem. Öffentliche Orte werden dadurch privatisiert und damit auch die Daten. Da diese demokratischen, rechtlichen und auch technischen Fragen durch fehlende Vertreter z.B. von der Piraten Partei in Leipzig nicht vorhanden sind, sollten die Städte ein Manual in die Hand bekommen, dass Ihnen hilft souveräner Entscheidungen zu treffen, oder entsprechende Ausschreibungen zu formulieren. Eine Art Kriterienkatalog mit Checklisten. Dieser kann sowohl in gedruckter als auch Online-Version vorliegen. Er sollte auf jeden Fall offen, erweiterbar, anpassbar sein sowie der Verwaltungssprache und den demokratischen Prozessen entlehnt sein.

Wie passt hier das Bildungs- und Schulthema rein?
Um die Prägnanz der Dringlichkeit zu verdeutlichen muss ich ein verständliches, sprechendes Bild bzw. Beispiel finden. Es muss jeder verstehen, und wenn nicht auf dem ersten Blick, dann muss es zumindest als aller erstes Irritieren oder Polarisieren. Da muss ich mich Stück für Stück annähern. Ein Versuch ist das Bild oben, mit der Annahme, dass Facebook geschlossen ist. Hier können schon einige Fragen gestellt werden. Einen Schritt weiter, wäre die Annahme, dass Facebook insolvent geht oder z.B. von einem unbeliebten (undemokratischen?) Konzern übernommen wird. In den deutschen Medien ist gerade die Verwahrlosung der staatlichen Schulen im Brennpunkt. Und damit indirekt natürlich auch das Bildungssystem, Gleichstellung, Gerechtigkeit und die Zukunft des Landes. Eltern wechseln aus diesem Grund auf Privatschulen. Das gleiche passierte mit den Kitas und dem Betreuungsgeld, was die Regierung aber mittlerweile als Problem erkannt hat. Diese Entwicklung hat einen Hauptgrund und der ist schnell entlarvt. Fehlendes Geld. Aber wieso fehlt es? Es gibt ein Beispiel aus Jena, wo die Stadtpolitik sich die Sanierung der Schulen auf den 1. Platz der Agenda gesetzt hat. Das wäre ein Ansatz. Ein anderer wäre die Stimmen der Bevölkerung, der Eltern, Schüler und Lehrer einzuholen und für gegenseitiges Verständnis zu werben, für Transparenz, Problembenennung, Ursachenanalyse, Ideen, Vorschläge, Experimentierfreude. Ich denke, dass wäre ein Schritt, um in Zukunft gesellschaftlich erfahrener, souveräner mit unbequemeren und unpopuläreren Fragestellungen umzugehen und letztendlich für die Gemeinschaft demokratisch zu agieren.

Vielleicht auch ein bisschen die Frage, wie offene analoge und digitale Medien in den Prozess eingebunden werden können. Was Vor- und Nachteile sind, und in welcher Form oder in welchem Prozess sie unterstützend genutzt werden können.

Das ist alles noch recht hypothetisch und die angesprochenen Vermutungen sind nicht recherchiert oder geprüft. Es kann auch sein, dass ich hier einige Begrifflichkeit noch durcheinander bringe.
Geprüft werden müsste, ob es Konzepte zu iBeacon gibt?
Geprüft werden müsste, ob es Ansprechpartner bei der Stadt gibt?

Flüchtlings- und Geldströme

Dieses Bild verdeutlicht eigentlich eine Situation, die absurd, kontrovers (widersprüchlich?) und erhellend ist. Warum? Weil die Zeichnung dieses syrischen Kindes eigentlich gleich mehrere Auswege einiger deutscher Dilemmata (Gibt es wirklich welche?) aufzeigt.

  1. Argument gegen Rassismus, weil Krieg keinem als böse Absicht vorgeworfen werden kann.
  2. Argument für die Bildung eines neuen Gemeinschaftsgefühls durch Schutzbedürfnis.
  3. Argument für die neue Sprache und Bedeutung einer umstritten Flagge (vor allem bei den Linken). Hier stehen die Farben am Ende vielleicht für Weltreligionen oder drei Grundgesetz-Maxime.
  4. Argument für Polizei als sinnstiftende ausführende Kraft des Staates und damit der Demokratie.
  5. Argument für die schnelle Integration, weil sehr reflektierte Sicht und Wunsch auf Entwicklung.
  6. Argument gegen den demografischen Wandel, viele junge Menschen kommen nach Deutschland
  7. Argument für gute Bildung, weil Flüchtlinge selbst gute Bildung haben (gegenseitig lernen)
  8. Argument für weitere Hilfen, weil die Flüchtlinge viel Erfahrung mitbringen, was ohne Demokratie passiert und den politschen Prozess vorantreiben können (Erfahungswert)

Der Kontrast der beiden Situationen zeigt auch was wir haben und selten zu schätzen wissen. Dabei geht es nicht darum, blind und kritikunfähig zu werden, sondern bestehendes zu nutzen, um Entwicklungen weiterzutreiben. Dieses sysrische Kind hat den Kontrast von Krieg / Frieden, Diktatur / Demokratie, Chaos / Ordnung, Verlust / Vertrauen, Gewalt / Sicherheit, Verstümmelung / Unversehrtheit, Tod / Leben in wenigen Strichen sehr intelligent und sprechend skizziert.

Erklärung der Flüchtlingsströme durch Datenjournalismus (Faktisch, Analytisch, Finanziell)
Geldströme Flüchtlingshilfe
http://www.weltinnenpolitik.net/25/09/2015/immer-mehr-fluechtlinge-immer-weniger-geld/

Erklärung der fehlenden Gelder durch Ungleichgewicht (Steuerflucht, Bürger erfüllen nicht Ihre Pflicht, Warum? Wie kann das sein, dass man lieber spendet als Steuern zahlt? Mir geht es ehrlichgesagt auch öfters durch den Kopf.)
Haushalt Deutschland

Erklärung der Flüchtlingsströme durch beantworten von Fragen (Spiegel, etwas reisserisch ;)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlinge-und-einwanderer-die-wichtigsten-fakten-a-1030320.html

Proteste / Hilfe innerhalb der Bevölkerung (Solidarität)
http://www.fluechtlinge-willkommen.de/
http://wie-kann-ich-helfen.info/vorurteile-abbauen

Weitere Fakten zum Thema ergänzt durch Florian Theo Kuhn:
5 wichtige Fakten zu Deutschlands Flüchtlinge

Feedback Zwischensemesteraufgabe

Kurze Zusammenfassung was den beiden Mentoren des 1. Semesters bei meiner Zwischensemesteraufgabe gefallen hat, was ausbaufähig ist und wo ich nachhaken muss.

Tagebuchformat und Schreibstil des Büroexperiment wurde als verständlich, schön zu lesen und gelungen bewertet.

Kapitel »Gegenstand« zwar noch fragmentiert, aber bietet eine gute Übersicht und Struktur. Meine Argumente und Schlussfolgerungen für mein Projekt / Produkt müssen mehr eingebracht werden. Stellungnahme, Fazit

Wieso trägt mein Büro diesen Titel? Wo kommt er her? Was will erreichen? Was drück die Art der Sprach aus? Wie sieht die Kommunktion aus? Wie wird darauf reagiert? Was ergibt sich daraus für weitere Titel, die vielleicht provokanter, gezielter, offener sind? Reflektion und Kritik. Versuch eines kleinen Essays oder eines Manifest (Maxim) zur Findung einen geeigneten Titel für ein politisches Büro.

England anderes Thema / Deutschland politisches Thema — 1. Was ist mein Bezugspunkt? 2. Muss / Kann ich andere Länder als Vergleich schauen? Ist es für mich interessant, wie sich die politische Kultur / Debatte / Medienwirkung in anderen Ländern im Bezug zu Deutschland unterschiedet? Wie könnte ich Schlussfolgerungen für mein Anliegen gewinnen?

Fazit aus Artefakten ziehen. Dieser Teil ist noch etwas schwach. Das Stichwort wäre hier Materialisierung. Was bewirken die Artefakte in der Gesellschaft. Als Beispiel die Medienberichte zu Beuys Aktion. oder Politik sichtbar machen: Beispiel aus dem Buch der ZKM Karlsruhe.

Sprache als Vermittlung von Meinungen. Wie ist die Sprache? Eigene Schlussfolgerungen zu dieser Beobachtung von Experiment und Interviews ziehen. Beweise sammeln und mit Recherche zur Anstalt politische Bildung ergänzen. Darf man sagen, was man denkt und fühlt? , Darf man über alles reden? Und inwiefern spielt die Formulierung dabei eine wichtige Rolle?

Regeln der (politischen) Gesprächsführung. Wie man mit einem Fundamentalisten argumentiert? Etikettierung vs. Debatte. Warum werden manche Themen nicht ernst genommen? IGNORANZ?

Torte der Wahrheit

Buch: Die neue Sprache der Rechten, Film: Welcome to Leith Worüber man reden darf und vorüber nicht? Spannung zwischen vermeintlich Intellektuellen (Arroganz der Bildung, siehe Experiment STREIT) Vergleich Deutschland / England / USA

Selbstjustiz, Bürgerwehr und andere undemokratische Wege, Film: The Wolfpack Auch ein wichtiges Argutment gegen die Privatisierung der Öffentlichkeit, dass staatliche Kitas & Schulen und somit Bildung ausserhalb der Familie wichtig ist. Demokratie durch Vermeidung von Elitenbildung und Vermitteln der demokratischen Grundwerte. Ist das Abwenden von der demokratischen Gemeinschaft und Gemeingütern wirklich ein Schritt, der Zukunft hat? Wie können globale Situationen wie die Flüchtlingswelle in keinen »Fürstentümern« geregelt werden. Hier hat die Gemeinschaft wesentlich mehr Chancen (Ressourcen, Gelder, Humaität, Solidarität, Bildungsabgebote), als kleine Eliten (Bio, Öko, eigene Währung).
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/siedler-auf-befreiter-scholle

Ernsthaftigkeit — Nehme ich meine Klienten ernst? Eigene Sprache, Vorurteile, eigene Stellung?

Was für Politik — Gutmenschpolitik? Bilder der Parteien? Warum habe ich die Grünen interviewt? Es gibt auch noch andere Parteien? Brauche ich überhaupt Parteien? Ideologien, Weltsichten Steven Duncombe: Dream Utpoien (vs. Realität) als Ideengeber und Gefahrenzone bei direkter Umsetzung. YES Man, Steve Lambert: New York Issue

Ventil für Ängste — Ein Aspekt, den sowohl Marco, als auch indirekt Hufenreuter, Tauché und die Bürger aus dem Experiment angedeutet haben. Subtext analysieren, zwischen den Zeilen lesen.

Superfluxus, Anna Bien?

Politik sichtbar machen (z.B. Flüchtlingsströme) und die direkte Auswirkung von Politik auf den Alltag und Stadtraum. ZKM: Wie sehen Berge mit und ohne Wölfe aus. Idee: Was ist in meinem Viertel deutsch und was ist aus anderen Kulturen? Wie würde mein Viertel polarisiert in Diskurs aussehen? Diskurs, Ängste als Bilder sichtbar machen. Thema »Privatisierung der Öffentlichkeit« konkret im Viertel inspizieren, dokumentieren und zwei Versionen erstellen. Offene Augen, kritische Augen.

Was ist meine Haltung?

Steuern — Wie sieht die Verteilung aus? Unterlagen zum Thema Bildung besorgen.

Was ist das Problem in Städten? Was ist das politische an Stadtplanung, Geldverteilung, Bildung? Wo ist das gestalterisch interessant?

Weiterentwicklung Konkret Workshop vor Ort mit 4 bis 5 Themen / Thesen, was im Viertel gewünscht wir zu machen. Wie könnte dieses als Utopie aussehen?

These & Thesis Zusammenfassung

Thesis

1 Ich möchte doe Demokratie zurück auf die Straße holen.

2 Weil Politik alle was angeht, das Private öffentlich ist und die Smart Technologien hier einen weiteren Beitrag leisten können, um Beteiligungsprozesse souverän an den Bürger zurückzugeben.

3 Ich werde mich gestalterisch, kritisch/explorativ und argumentativ damit auseinandersetzen

4 und dafür Experimente im öffentlichen Raum durchführen, einen iterativen Prototypen, um Fragen stellen zu können, entwicklen und Interviews mit Experten führen.

5 Meine Erkenntnisse werden in einem Anforderungskatalog festgehalten und als Bericht oder Essay für zukünftige Handlungsempfehlungen und Relevanzargumentationen formuliert, die Desigern, Bürgern, und Stadtverwaltungen helfen können eigene Tools souverän zu entwickeln und zu sagen, was für Kriterien erfüllt sein müsse, damit das Tool angenommen wird.

Hintergrund

Städte, Bürger, Vereine, Politiker, Parteien und Nachbarschaften sollen erkennen, was noch für Möglichkeiten in Smart Participation stecken und ein Dokument / Toolset / in die Hand bekommen, das ihnen hilft Einblick in Maßnahmen, Kriterien und Best Practices zu erhalten und souverän Entscheidungen zu treffen und bürgertaugliche Beteiligungstools zu entwicklen.
Der Bürger als Smart Citizen.

Publikum & Formate

Designer
— Guideline (How to)

Politiker & Parteien
— Bericht (Relevanz)
— Anleitung (Manual für Bürger)

Stadtverwaltung
— Bericht (Relevanz)
— Anforderungskatalog (Best Pratice, Keep an eye on)

Bürger
— Anleitung (Manual für Bürger)
— Video

Meine Rolle

Bürgerin, Mitte 30 : Wunsch auf Aktion ohne Partei oder Vereinsmitgliedschaft, Beteiligung mit modernen Technologien und an die Zeitverfügbarkeit (sehr wenig) angepasst [Souveränität]

Designerin, Interaction : Notwendigkeit eines Tool für Smart Generation [Expertise]

Politikerin (Lobbyistin), Smart Generation : Interessensgruppe, Open Data, Open Technology, Ad-Hokratie, Transparenz, Flexibel, Community [Vermittlung]

Kapitel 1 — Warum muss der demokratische Prozess transformiert werden?

Staaten lösen sich auf, Zusammenschlüsse wie die Europäische Union übernehmen immer mehr staatliche Aufgaben. Durch die Globalisierung wird die Welt immer bekannter (kleiner) aber die eigene Umgebung immer fremder (anonymer). Darum ist es wichtig lokal und regional die Augen auf zu machen. Globale komplexe Probleme lassen sich viel besser in der eigenen Nachbarschaft in Angriff nehmen als weltweit. Unterschiedliche ortsbezogene Rahmenbedingungen benötigen individuelle Lösungen für gleiche Probleme — Wer kennt diese besser als die Bewohner einer Region. Wir müssen unsere Rolle als Bürger mit Rechten, Pflichten und Möglichkeiten zur Partizipation nutzen. Wir müssen uns mit unserem Umfeld, Quartier und unseren Nachbarn auseinandersetzen. Wir müssen politisch, gesellschaftlich, bürgerlich aktiv werden, weil der Staat immer öfter für größere statt kleiner Skalierungen da ist — uns aber Rahmen schafft, in denen wir freiheitlich, gerecht und menschlich handeln können. Die Demokratie ist in meinen Augen das höchste Gut einer Zivilgesellschaft und sollte geschützt, gepflegt und weiterentwickelt werden. Schon allein die unzähligen Antworten auf die Frage: Was ist für Dich Demokratie? zeigt, die Offenheit, die durch ein paar wenige Regeln das Zusammenleben der Menschen erleichtert.

Eine allgemeiner Aufwärtstrend zur Bürgerbeteiligung ist seit Occupy Wallstreet, Stuttgart 21, Pussy Riot, No-Legida und den vielen Flüchtlingshelfern aus der Bevölkerung zu sehen. Nach einer aktiven Beteiligungsphase nach dem 2. Weltkrieg und vor allem in den 1970er Jahren der in der BRD, veranlasste die Wende einen starken Rückgang. Die Gründe sind komplex und reichen von mangelnder politischer Bildung für die neuen Bundesbürger, über Oppositionsstärke bis hin zu Bequemlichkeit und Resignation. Seit 2011 gibt es wieder vereinzelt, spontane Zusammenschlüsse, die gemeinsam eine »Ungerechtigkeit« demonstrieren. Mit Unterstützung der Social-Media-Kanäle sind Adhoc-Aktionen leicht realisierbar. Aber wie können im kleinen, lokalen, regionalen Raum, »Unstimmigkeiten« und »Missstände« nicht nur angeprangert, sondern vielseitig kommuniziert, diskutiert und Handlungsräume erarbeitet werden? Es geht darum zur Antihaltung, lauten Rufen, Aufbegehren und Provokation Alternativen wie konstruktives Miteinander, Nachbarschaft, Diskurs, Aktionen, Aufgaben- und Ressourcenteilung zu fördern. Was kann ich als Designer dazu beitragen? Wie muss ein Werkzeug aussehen, dass mir und meiner Nachbarschaft hilft eine quartiereigene Kultur, Philosophie, Ethik, Politik sowie Haltung zu entwicklen und pflegen? Kurz gefasst, die kann Demokratie in der kleinsten gemeinschaftlichen Einheit gelebt und gestaltet werden?

Dabei ist es wichtig sowohl Smart Devices als auch Menschen ohne Netzzugang zu berücksichtigen. Ein cleveres Werkzeug, dass für beide Extreme einen Ansatz bereit hält. Wie diese Aussehen können werden im praktischen Teil der Arbeit erarbeitet. Der weitaus wichtigere Punkt ist die Motivation solch ein Tool zu benutzen. Schon allein das Thema »Politik« erzeugt zumindest in Leipzig, Verdruss, Klage und ein Gefühl des Verlorenseins. Die gelebte Demokratie gibt es in den Köpfen aber weniger beim Nachbarn. Wenn diese aus deren Regionen Deutschlands oder gar ausserhalb der EU kommen, ist jedes Verständnis und jede Demokratie einschliesslich Ihrer Grundrechte vergessen.
»Wie viel Politikverachtung verträgt ein Staat?«[5], fragt Siegfried Schiele, der sein Leben der politischen Bildung verschieben hat. 1992 war »Politikverdrossenheit« das Wort des Jahres. »Nimmt die Verdrossenheit dauerhaft überhand, dann ist dieser Zustand eine Gefährdung für die Demokratie, die nicht vom Verdruss leben kann, sondern von der Mitverantwortung« (Schiele, S. 22). Als Gründe nennt er die idealisierte Demokratie und die übertriebene Individualisierung durch den Kapitalismus. Er rät zu einer lebendigen Zivilgesellschaft, die sich aktiv für die eigenen und gemeinschaftlichen Interessen einsetzt. Neben politischer Bildung ist für Schiele unentgeltliches Engagement und Partizipation von zentralem Wert. Viele Tätigkeiten können gar nicht ausschliesslich von staatlicher Seite finanziert werden. Dafür bedarf es Verantwortlichkeiten und Ressourcen von den Menschen, die gern in dieser Demokratie leben.

Aber was ist eigentlich Demokratie? »Es wäre eine gute Sache, wenn alle Menschen in einem demokratischen Land sagen könnten, was Ihnen persönlich Demokratie bedeutet.« (Schiele, S. 11)
»Für mich ist Demokratie Freiheit. Ein Raum, ein Ort, eine Gesellschaft, in der ich mich für meinen Weg entscheiden und leben kann und es keine Zwänge sondern Pflichten gibt.« (Kockel, 19.8.2015) Nach Schiele ist Demokratie kein Kinderspiel und nur die Transparenz der Schwächen macht sie zu einer. Folglich
müssen wir etwas Verständnis für die Demokratie aufbringen, weil sie in erster Linie gerecht sein möchte und das bedarf einiger Ressourcen:
§1 ZEIT. Demokratie ist langsam, weil gemeinschaftlich nachvollziehbare Entscheidungen getroffen werden.
§2 GELD. Demokratie ist teuer, weil die öffentlichen Ämter sehr viel Geld kosten, aber Unsummen weniger als Diktaturen.
§3 VERSTÄNDNIS. Demokratie ist kompliziert, weil Abstimmungsprozesse und strukturelle Abläufe geregelt sind.
§4 NEUTRALITÄT. Demokratie ist formal, weil nüchtern und nach einem öffentlichen Regelwerk Entscheidungen gefällt werden.
§5 TRANSPARENT. Demokratie zeigt Fehler, weil diese eingestanden, nicht hingenommen, sondern aufgearbeitet werden.
§6 REALITÄT. Demokratie wird oft idealisiert, weil ich denken, dass wir nichts dazu beitragen.
»Alle vermeintlichen Schwachstellen lassen sich überhaupt nicht vermeiden, sondern sind der Preis für ein System, das den Menschen nicht überhöht, sondern mit seinen Stärken und Schwächen wahrnimmt und ihm noch genügend Luft gibt, das Leben in Freiheit und Würde zu gestalten.« (Schiele, S. 19) Diese Verständnis sollte eigentlich jeder, der weiss, was Demokratie für ihn bedeutet, aufbringen und als kleinste Geste, Revanche, Präsent, oder vielleicht als Dankeschön, aller vier Jahre wählen gehen. »Die Gruppe der Nichtwähler ist […] zur stärksten Partei in unserem Land geworden.« (Schiele, S. 23) Somit ist ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr vertreten. Wie das genau passieren konnte, soll nicht Aufgabe dieser Arbeit sein. Ich möchte an dieser Stelle eine Frage stellen:

Was kommt nach der Demokratie? Der Soziologe Colin Crouch ist bekannt durch seine Veröffentlichung »Postdemokratie«. Hier geht er von einer gestellten Demokratie aus, an der nicht mehr teilgenommen wird, sondern die nur noch formal Wahlen abhält. »ein Gemeinwesen, in dem zwar nach wie vor Wahlen abgehalten werden […], in dem allerdings konkurrierende Teams professioneller PR-Experten die öffentliche Debatte während der Wahlkämpfe so stark kontrollieren, daß sie zu einem reinen Spektakel verkommt, bei dem man nur über eine Reihe von Problemen diskutiert, die die Experten zuvor ausgewählt haben«[1]. Der Bürger bleibt bei diesem System aussen vor und wird zu Rezipienten und reinen Konsumenten. In dem Artikel »Kunde statt Bürger«[2] beschreibt Crouch diese Kunden—Staat-Beziehung, auch »New Public Management« genannt, das in einigen Gemeinden in England bereits Realität geworden ist. Dabei sieht er die Gefahr, dass »das »Kunden«-Konzept unvermeidlich eine Ungleichheit impliziert, die sich mit dem Konzept eines mit Rechten ausgestatteten Staatsbürgers nicht verträgt […] — es gibt im privaten Sektor keine Entsprechung zum staatlichen Konzept der Gleichheit vor dem Gesetz.«[Crouch, S. 3] Durch das Ökonomisieren des öffentlichen Dienstes verschieben sich die demokratische Grundrechte sowie die gesetzliche Gleichstellung zu Bevorteilungssystemen. Crouch sieht Steuerzahler nicht als Kunden sondern »als Bürger und damit als Inhaber bürgerlicher Rechte und Pflichten«. Er bringt ein Beispiel dieser Verschiebung, in der staatliche Leistungen sind nur noch in der Grundversorgung kostenlos sind. Wer mehr will, muss zahlen. Damit etabliert sich wieder eine 2-Klassen-Gesellschaft, die nichts mehr mit Demokratie und dem Grundgesetz gemein hat. In dieser wären nicht alle Menschen gleich, sondern es würden Rechte auf bestimmte Leistungen erst mit einem Kaufvertrag analog zu den AGBs vergeben werden.

Aber strebt unsere Gesellschaft wirklich in diese Richtung? Wie ich eingangs festgestellt habe, ist ein anschwellender Protest, ein Widerstand, eine Gegenbewegung spürbar. Diese äussert sich nicht in aktiver Wählbeteiligung sondern ein vielen kleinen wie großen Aktionen. Ein Teil der Menschheit hat begriffen, dass unser Planet eine Ressource ist, die gepflegt werden muss, Der Klimawandel steht vor der Tür, aber kein will aufmachen. Gerade in solchen Zeiten ist es wichtig, dass die Demokratie in wichtiges gut bleibt. Damit alle gleichen Zugriff auf unsere Ressourcen haben. Luft, Wasser, Nahrungsmittel, Bildung, Gesundheitsvorsorge, um nur einige zu nennen. In diesem Zusammenhang spielen das Internet, öffentliche WLAN-Netze, Open Source, Open Data, digitale soziale Netzwerke eine große Rolle.
Der freie Zugang von Daten hat in Krisensituationen geholfen Menschenleben zu retten, bei Demonstrationen in autoritären Systemen zu einer Berichterstattung im Ausland geführt, und gerade heute im Sommer 2015, zur Flucht aus menschenfeindlichen Gebieten. Dabei spielt nicht nur die freie Zugänglichkeit der Daten eine wichtige Rolle, sondern auch die der Technik.

Was ist Technologische Souveränität?
Die Soziologin, Sozialwissenschaftlerin für Informations- und Kommunikationstechnologien des Gemeinwohls Alex S. hat dazu die Software-Entwicklerin und Hackerin Margarita Padilla interviewt. Sie geht davon aus, dass aus Mangel an frei verfügbaren Technologien wir uns ein einer gewissen Abhängigkeit von Großkonzernen, die unsere Daten verwalten, befinden. Deswegen müssen wir offene und freie Technologien nutzen, damit wir uns diese Souveränität wieder aneignen. Nach Margarita Padilla besteht bei alternativen Projekten immer das Problem, des Aufwands, der damit einhergehenden Verzögerung und der fehlenden Mittel, um die Masse zu bedienen. »Wir haben die Souveränität vollständig verloren. Wir verwenden die Werkzeuge des Web 2.0 als wären sie übernatürlich, als würde es sie ewig geben. So ist es jedoch nicht, da sie sich in den Händen von Unternehmen befinden und diese zum Besseren oder Schlechteren, nicht auf ewig bestehen.« Als Grund nennt sie, »weil wir ihnen keinen Wert beimessen« (S.72, Padilla) und schlägt vor, diese Thematik analog der Ernährungssouveränität zu behandeln. Daraus ergeben sich Fragen der Werte, Herkunft, Nutzung, Zugänglichkeit, Unternehmensphilosophien und Fragen nach der Entwicklung, Gestaltung und Produktion neuer zivilgesellschaftlicher souveräner Technologien. »Wir definieren Zivilgesellschaft als Gesamtheit von Bürgerinnen und Kollektiven, deren individuelle und kollektive Aktionen nicht in erster Instanz durch Gewinnstreben motiviert sind, sondern durch den Versuch, Wünsche zu erfüllen und Bedürfnisse zu befriedigen und damit zugleich soziale und politische Transformation zu fördern.« In diesem Sinne sowie im Anliegen von Welzer ist es Zeit sich diesem Wandel anzunehmen und Werkzeuge zur demokratischen Transformation zu gestalten.

Ein Blick zurück in unsere auch jüngste Geschichte zeigt, dass »die Zivilgesellschaft stets taktische Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnologien, der Medien und des freien Ausdrucks im Allgemeinen entwickelt hat.« (S.74) Diese Nutzung und Aneignung, teilweise mit Gewalt, war stets aktiv und wird auch in Zukunft, wahrscheinlich mehr denn je, aktiv oder besser interaktiv sein. Dieser Prozess lässt sich nicht mehr umkehren. (Zitat Pfeffer?, ich glaube, da gab es eins.) Gerade das Argument, dass »sich unsere elektronische und soziale Identität« (S.74) immer mehr aus dem »digitalen Universum« bildet, zeigt wie notwendig ein Bewusstsein, eine Übernahme oder Boykott und letztendlich eine unabhängige Alternative ist. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Gedanke von der Autorin ist, dass nicht Transparent ist, was momentan aus diesen Massen an Daten gedeutet werden kann, und die mit Diebstahl oder bei Insolvenz damit umzugehen ist. Die Daten gehören eigentlich nicht den Unternehmen, sondern den Nutzern, und werde nur von diesen Unternehmen verwaltert. Analog hierzu seinen Bürgerämter, Polizeiarchive, Finanzämter genannt, die in meinen Augen die gleichen Funktionen haben. Allerdings sind diese Institutionen staatlichen wie bürgerlichen Regeln, wie dem Grundgesetz, unterworfen und nicht wirtschaftlichen oder ökonomischen. Unsere Daten sollten frei, eigenverwaltet, selbstverliehen, geschützt sein und nicht ausspioniert, handelbar, verkäuflich. Um der ungewünschten kommerziellen Dynamik entgegenzuwirken, »benötigen wir eine Vielzahl an Initiativen, Unternehmen Kooperativen und informellen Kollektiven, die uns mit den freien Technologien versorgen, die uns fehlen.« Die Autorin plädiert dafür, wenn wir mehr Privatsphäre und Anonymität in der digitalen Realität wünschen, müssen wir selbst diese Werkzeuge erschaffen oder bestehende nutzen.

Allerdings stellt sich hier die Frage: Warum bereits bestehende Methoden nicht von der Mehrheit genutzt werden und ob es Möglichkeiten gibt, diesen Wandel durch gezielte Gestaltung zu befördern. Ich sehe hier vor allem Potential in kleinen Netzwerken wie lokale Nachbarschaften, Bürgerbündnisse oder ortsgebundene Daten. Die Konzepte von Open Source, Crowd, Community bestehen mit einer guten Basis, aber leider fehlt es an »Massentauglichkeit« im Sinne von Einfachheit, Verständlichkeit, Popularität und Coolness. Neben Ethik und Zugänglichkeit müssen auch die Fragen nach den ökologischen sowie sozialen Kosten der Produktionszentren gestellt werden und damit an Effizienz, Lebenszyklus, Dienstleistungsangeboten, Aufgabenverteilung. Aus Sicht der Autorin »ist es wichtig zu verstehen, dass keine neutralen Technologien existieren. Sie alle sind Absichtserklärungen und zei(ti)gen mannigfaltige Folgen.« (S.76) Deswegen rät sie, wie auch im Konsum- und Ernährungsverhalten souveräne Entscheidungen zu treffen und fehlende Werkzeuge einzufordern: »Jede Einzelne von uns ist Expertin ihrer eigenen Beziehung zu den Technologien. Deshalb können wir uns alle daran probieren, diese Beziehung zu analysieren, um sie neu zu erfinden.« (S.76)

Von dieser Souveränität sprich auch Merces Bunz. »Im Unterschied zu ihren Vorgängern zeichnen sich die Mitglieder der digitalen Öffentlichkeit […] durch ihre aktive Partizipation aus.« (S.140) Allerdings gibt Bunz zu bedenken, »dass sich viele der entsprechenden Plattformen in Privatbesitz befinden und die neue Öffentlichkeit virtuell ist.« (S.139) Dabei spielt der Ort des Geschehens eine immer größere Rolle. Informationen können nicht nur invasiv, sondern unmittelbar ortsbezogen und für eine gewählte Gruppe zugänglich gemacht werden. Das ermöglicht uns: Informationen unterwegs einzusammeln, vor Ort auf eine Situation aufmerksam zu machen oder gestossen zu werden. Mit diesem Wissen, können Beteiligungsprozesse völlig anders gedacht werden. Alternativen für die technologische Souveränität liegen ebenfalls vor, werden aber bisher nur von kleinen spezialisierten Communities wie Hackern oder Open-Data-Aktivisten verwendet.
Für Bunz besteht »Das Ziel der demokratischen Politik […] nicht darin, Gewinne einzufahren, sondern darin, das Zusammenleben der Menschen zu ihrem Besten zu gestalten.« (S.137) In diesem Sinne sollte die Politik dem digitalen Bürger mehr Rechte einräumen. Vielleicht ist sogar eine Anpassung des Grundgesetzes notwendig, um die Rahmenbedingungen für unsere komplexen Realitäten und Identitäten zeitgemäß zu regeln. Vielleicht sollte jeder Bürger recht auf smarte Kommunikation haben? Vielleicht sollte der Staat eine Cloud für seine Bürger bereitstellen, die durch Zusammenschlüsse eigenständige Netzwerke bilden? Würden des Datenschutzbeauftragte kritischer finden, wenn die EU, BRD oder einzelne Kommunen ein Social-Media-Netzwerk zur freien Verfügung stellen statt Facebook zu nutzen? Und wenn es vorstellbar wäre, wer macht die Arbeit und wer zahlt dafür? Viele Beteiligungs- und Open-Crowd-Projekte funktionieren nach den Prinzipien der Gemeinnützigkeit und sollten »eigentlich staatlich umgarnt und gefördert werden. Es ist […] im Grunde ehrenamtliche Arbeit […]« (S.140) Vielleicht könnten entsprechende Gemeinwohl-Plattformen oder digitale Demokratieaktivitäten vom Verteidigungs-, Bildungs- und Familienministerium finanziert werden. Aber vielleicht ist an dieser Stelle eine Finanzierung und Regulierung von staatlicher Seite nicht notwendig, denn »Geld wäre bloss noch ein Mittel unter vielen.« (S.158) Bunz schaut positiv in die Zukunft und gibt uns eine Vision mit auf den Weg: »Dank der Digitalisierung können sich damit Protestbewegungen und Organisationen, Vereine und Zusammenschlüsse, […] ihre eigenen Freiräume organisieren. Vielleicht können sie sogar aus der bestehenden Gesellschaft heraus eine neue bilden«. (S.159)

Dafür spielen von allem überschaubare Gemeinden und Kommunen als Experimentierfeld eine entscheidende Rolle. »Lokale Kulturen sind für die Entwicklung und Etablierung neuer Handlungsnormen von entscheidender Bedeutung.« (Welzer, S.185) Sie zeichnen sich durch Identität, miteinander lernende Dialoge [Austausch] und gruppenspezifisches Handlungswissen [Repertoire] aus, setzen Handlungsbereitschaft, Mut, Selbstvertrauen, Phantasie frei und erzeugen Selbstwirksamkeit. (Welzer, S.186/187) Solche Kulturen, wie z.B. der Transition-Town-Bewegung, müssen keineswegs formelle Organisationsstrukturen zugrunde liegen. Was bedeutet das für mich? Was bedeutet das für mein Tool? Was sind formelle und informelle Organisationsstrukturen? »Es wird meist unterschätzt, wie wichtig eine gelebte Kultur für die Entscheidungen der Einzelnen ist […] Warum? Weil gelebte lokale oder professionelle Kulturen WIR-Bilder bei ihren Mitgliedern hervorbringen, die ein bestimmtes Verhalten kategorial ausschliessen, ein anderes dafür voraussetzen.« (Welzer, S.184) Dadurch werden wir widerstandsfähiger gegenüber Belastungen und Bedrohungen. Und je größer meine Widerstandsfähigkeit ist, des mehr kann ich Bewegen. Das Prinzip Resilienz beruht nach dem Historiker Greg Bankoff auf einer Kombination aus kurzfristigem Altruismus und langfristigem Eigeninteresse. (Welzer, S.190) Eine Verrechnung erfolgt nicht monetär, sondern aus Leistung und Gegenleistung. Diese von Welzer moralische Ökonomie genannt stellt eine »starke Ressource auf dem Weg in eine nachhaltige Moderne dar«. (Welzer, S.191) Grundlage sind lokale Kulturen und Techniken, die natürlich auch auf Open-Source-Ressourcen zurückgreifen können, aber diese im Kleinen organisieren und nutzen. »Communitybasierte Projekte sind ohne politische Programmatik gemeinwohldienlich und daher für viele Beiträger attraktiv.« (Welzer, S.193) Parteien verlieren dadurch einen essentiellen Zuständigkeitsbereich, der im 20. Jahrhundert noch außenpolitisch unvorstellbar war: Kommunikation. Dieses Dilemma / Diese Entwicklung wird sicher auch durch die sinkenden Wahlbeteiligungen und abnehmenden Parteimitgliederzahlen ersichtlich. Das scheinende politische Desinteresse wird durch den kommunikativen und politischen Strukturwandel, wie Open Source Netzwerke, Leaks, Social-Media-Kanäle, Adhokratie ersichtlich. (Welzer, S.193) Die »Formen des Engagements und der politischen Beteiligung [weisen] auf ein höheres Autonomie- und geringeres Festlegungsbedürfnis der Akteure hin.« (Welzer, S.194) Wie es Marco Mass zusammenfasst, müssen Festlegungen, Beharrlichkeit, Standfestigkeit in der Politik von Morgen kein Stärkebarometer Idee, siehe Wetterkarte Merkel / Putin sein, sondern Flexibilität, Autonomie und Korrekturbereitschaft. (sinngemäß zusammengefasst. Zitat ggf. raussuchen. Bezug zu Zeit oder Zeile im Transkript) »Netzkommunikation [hat] ein enormes Mobilisierungspotential und entfaltet dabei eigene Logiken der Vergemeinschaftung, die ungeheuer machtvoll sein können« (Welzer, S.194) In Zukunft werden die beiden Ebenen Online und Offline zu einer natürlichen Kulturtechnik verschmelzen, die das politische privat und gleichzeitig öffentlich macht. Welzer empfiehlt »um die vorhandene Engagementbereitschaft abrufen zu können, bedarf es ganz offensichtlicher neuer Beteiligungs-, Veranstaltungs- und Diskursformate.« (Welzer, S.196) »Das Potential für einen Wandel ist da,« wir müssen »ihn nur konkret und attraktiv machen.« (Welzer, S.198) Dabei gilt es, dort anzusetzen, wo bereits Handlungsbereitschaft praktiziert wird, von neunen Assoziation- und Aktionsformen lernen, veränderte Kommunikations- und Mobilisierungsformen berücksichtigen, um Widerständigkeit zu lernen.

Aber wie kann das gelingen?
[Social Participation and Design Activism, S.213]
»Maier-Aichen refers to a »Utopia of less … but better« that requires creatives not only to create compelling design products, graphics or interiors, but also »to find innovative ways of communication, materialising and dematerialising things« (2004:10). The emphasis here is on developing design as a transformative process or as a way of reconfiguring routine and outlooks.« (S.214) Ein Methode ist es die Gemeinschaft ins Zentrum des Entscheidungsprozess einzubeziehen (zu setzen), um die Wiederbelebung der Lokalität (Nachbarschaft) einzufordern.
Nach Julier muss sich der Designer darum kümmern, für die medienverweigernden Normalbürger einfallsreiche Beteiligungsformen zu entwickelt, um auf bestehende Situationen Antworten zu finden und ihnen die Entscheidungsmacht über ihrer Umwelt zurückzugeben. (S.215) Mit Vorher-Nachher-Vergleichen können die Auswirkungen gemessen und weniger emotional argumentiert werden, was nun wirklich verändert wurde und bewertet werden, welche Folgen sich eingestellt haben. Mit diesen kleinteiligen Aktionen können verschiedene Methoden auf kommunaler Ebene getestet werden. Bei Misserfolg zieht das Scheitern keine weltumfänglichen Veränderungen nach sich und kann getrost als fehlgeschlagener aber probiertet Versuch durchaus mit gewonnen Erkenntnissen sowie Rahmenbedingungen für die Community hinterlegt werden. Bei positivem Ausgang stellt die gleiche Art der Dokumentation anderen Regionen Maßnahmenempfehlungen zu Verfügung, die ebenfalls erfolgreich oder scheitern können. Neben diesem vernetzten Erfahrungswissen wird dieses aber auch vor Ort weitergereicht und in die lokale Wissensgemeinschaft verbal transportiert. In diesen Prozessen können Designer als Katalysatoren für einen leichtern Zugang zum Thema und möglichen Antworten dienen. »Notenheftes, such work is also driven by political desires that not only Ami for democratic engagement with the processes and outcomes of creative practices among citizens, but in these, also seek a transformative effect on their everyday outlooks. As such, this may be termed »activist design«.« (S.216) Es gibt aber auch noch andere Formen des Designaktivismus. Für Thorpe sind es Designartefakte, die das Handeln nach ökologischen Werten einfordern. Nach Fuad-Luke geht es darum im Designprozess soziale, ökologische oder politische Werte statt kommerzieller und wirtschaftlicher in den Vordergrund zu stellen. DiSalvo sieht die Möglichkeit durch »feindliches«, nicht kooperierendes Design, eigentlich eines Anti-Designs, dominierenden Haltungen in Frage zu stellen und somit einen Diskurs einzuleiten. In jedem Fall unterbricht es die Alltagsroutinen, durch Irritation, Umnutzung, Fehlverhalten oder Verbesserung. »This is a designerly intervention. By rapidly and dramatically turning it into a secure space for play […] are changed not just through representation but also by physical engagement.« (S.217)

Aus diesem Grund brauchen wir keine Standard-Lösungen sondern intelligente flexible Werkzeuge, die es uns erlauben auf unterschiedliche Situationen passend zu reagieren. Ein weiterer Anspruch wäre aus ökologischen und sozialen Gründen, für eine möglichst kleine Gemeinschaft eine offenes Kommunikation- und Organisationsplattform zu schaffen, die es erlaubt Wissen, Ressourcen und Aktionen standortbezogen einzusetzen und diese an die aktuellen Bedingen anzupassen. Damit das Werkzeug mit der Zeit und den Anforderungen mit wächst und nicht jedesmal neu erdacht werden muss.


1 | Colin Crouch: Postdemokratie, Bonn, 2008, ISBN 978-3-89331-922-0, S. 10.
2 | Crouch, Colin: Kunde statt Bürger. In: Le Monde diplomatique (August 2015), Nr. 08/21. Jahrgang, S. 3.

Gliederung Masterthesis

Version 2, Stand 1. September 2015

Einleitung

Fragestellung, Zielsetzung, Motivation, Vorgehen
1. Visionen zusammentragen / eigene Vision aufschreiben
2. Was ist meine Motivation und die Relevanz für das Thema?
3. Was ist die Fragestellung?
4. Was sind Hypothesen bzw. Zielsetzungen?
5. Wie sieht mein Vorgehen aus?
Klärung des Gegenstand, theoretischen und empirische Analyse des Themas, Notwendigkeit und Erarbeitung von gestalterische Ansätzen, Kondensat der Erkenntnisse als Maximen, Formgebung der gewonnen Erkenntnisse zur Vermittlung und aktiven Nutzung.

1 Gegenstand

Politik, Beteiligung, Bürger, Demokratie
1. Was ist das Problem?
— Weltveränderung: Knappheit, Globale Erwärmung
— Entwicklung / Missstände
— Postdemokratie
2. Warum muss der demokratische Prozess transformiert werden?
— Rückblick, Geschichte, Maßnahmen, Gefahren, Gefährdung
— Was wir aus der Geschichte lernen können? Positiv / Negativ
— Wie sieht es heute aus?
— Grundsätzliche Argumentation des Themas
— Small-World-Network, New Local, Crowd-Sourcing, Quartiere, Commons, Resilienz
3. Was können wir tun ?
— Was heisst politisch aktiv? (Begriffsklärung / Definition)
— Rechte, Pflichten eines Bürgers
— GG als Aufruf zur aktiven Teilhabe
— Formen und Ausprägungen (gewaltfreie Widerstandskarte)
— Was können Designer dazu beitragen? (Allg. Design Activism)
— Relevanz für die Gesellschaft (Neue Tools)
— Utopie
4. Was habe ich aus der Recherche gelernt? Was ergeben sich für Erkenntnisse? Was ergeben sich für Zusammenhänge? Was kann ich daraus als ableiten? Was sind erste Ideen?

2 Analyse

Bestandsaufnahme, Auseinandersetzung
1. Was machen andere? (Maßnahmen, Gefahren und Chancen)
— Einblicke in Verschiedene Modelle des politischen Aktivismus
— Interviews, Gespräche, Vorstellung Möglichkeiten, Vorgehen
— Neustädter Markt e.V. / die Grünen / Open Data City
2. Was sind bestehende Methoden, Werkzeuge, APPs, Artefakte?
— Recherche, Sammlung, Analyse, Kriterien, Vergleich
— Zugang, Urheber, Transparenz, … Gemeinwohl-Kriterien
— Bürgerbeteiligungshandbuch vs. Demokratie in Gefahr
— Resultate, Kriterien, Anforderungen an gute Lösungen
3. Ein Beispiel aus der Praxis und ein unaufgeregtes Experiment
— Erfahrungsbericht Präventionsatlas (Erfolg im Misserfolg)
— Büro für alle Belange, Sorgen und Verstimmtheiten
4. Was habe ich aus der Analyse gelernt? Was ergeben sich für Erkenntnisse? Was ergeben sich für Zusammenhänge? Was kann ich daraus ableiten? Was sind erste Ideen?

Schlagworte / Argumentation
Ziviler Ungehorsam / Gandhi
Adhokratie / Henry Mintzberg, 1980
Skalierung
— Zivilgesellschaft
— Gesellschaftsformen
— Widerstandsformen
Beteilgungsprozess, berechtigte & unberechtigte Trimmruder
Demokratie, Bürokratie Verwaltung, Dauer, Blockade, Antrieb

3 Anätze

Rolle des Designers, Handlungsräume
1. Was können Designer jenseits von Auftraggebern machen?
Was Designer zur Zukunft beitragen können?
Der Designer der Zukunft denkst selbst.
2. Welche politischen Entscheidungen treffen Designer?
— Designer als Politiker / Demokraten / Diplomaten
—— Barrierefreiheit / Zugang
—— Transparenz / Sichtbarkeit
—— Inklusion / Exklusion
—— Parameter: Alter, Bildungsgrad, Vorwissen, Handicaps (Sucht, Obdachlos), Devices, Software, Internetverfügbarkeit
— Experimente (Stadtraum) zu jedem Themenbereich
— Resultate, Kriterien, Anforderungen an gute Lösungen
— Gute und schnell adaptierte Interfaces (Spontanes / Tinder)
3. Beispiele aus der Praxis und ein Ansatz analog Wikipedia
Die Suche nach einem Branded Value, dass seinen Anforderungen niemals gerecht werden kann. Arbeitsprozess Ort der Vielfalt.
Schule http://www.katharinamoebus.com/?page_id=2590
Datenbank der möglichen Design-Alternativen, welche es in meinem Viertel gibt, welche fehlen und wie ich eigene starte.
4. Was habe ich aus den Experimenten gelernt? Was ergeben sich für Erkenntnisse? Was ergeben sich für Zusammenhänge? Was kann ich daraus ableiten?

Schlagworte / Argumentation
Branded Places
User Centered Design ist nichts anderes als Demokratie:
Der Mensch steht im Mittelpunkt der Betrachtung

4 Synthese

Schlussfolgerungen, Kondensat
1. Synthese aus Recherche und Experimenten
2. Beispiele (Hartz IV Möbel / Tu was! / Selbst Denken / Flintoff)
3. Guidelines und Maximen (Nutzung, Sprache, Interaktionen)
— Für jedes Alter und jeden Bildungsgrad – keine Eliten!
— Für Menschen ohne Smartphone : privaze Kooperationsstellen
— Für Menschen ohne Internet: Kooperation öffentliche Stellen
4. Was sind die Anforderungen an ein Werkzeug (Kriterien-Katalog?)

5 Artefakt

Ein Blick in die Zukunft: Werkzeug zur Transformation.

A Wie könnte ein Manifest aussehen, dass das politischen Handeln des Designers aufzeigt und als Leitfaden festhält?

B Wie könnte ein Werkzeug für Designer aussehen, die das politische Handeln erleichtern?

C Wie könnte ein Werkzeug für die Bevölkerung aussehen, die das politische Handeln erleichtern?

D Wie könnte eine Design-Agentur aussehen, die sich politischen
Themen verschreibt, nicht nur von großen Auftraggebern abhängig ist, sondern auch Anfragen aus der Mitte der Bevölkerung bearbeiten kann?

E Wie könnte konkret ein Beteiligungs-Werkzeug für meine Nachbarschaft aussehen? Zu klären wären: Nutzergruppen, Zugänglichkeit, Sichtbarkeit, Verbreitung, Motivation, Mobilisierung, Unterstützung, Wissensspeicher, ortsabhängige Handlungsempfehlungen, bestehende Aktionen integrierbar, Kooperationen und Befürworter in der Nachbarschaft

Fazit

Appendix

A Abbildungsverzeichnis
B Bibliographie
C Glossar
D Personenregister