Guy Julier »The Culture of Design«

Julier, G. (2014). The Culture of Design (3., Aufl.). London: Sage Publications.

Gelesen / Exzerpt: 28.8.2015 / 28.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Julier setzt sich sachlich mit dem Designbegriff auseinander. Von der Entstehung über die Ausprägungen und Formen bis zum aktuellen Diskurs. Er schaut in die Bereiche, wo Designer heute überall benötigt werden, was Gefahren und Chancen sind, und wie die Wissensvermittlung in Bildungssystem einfliessen könne. Guy Julier studierte Design Geschichte mit Schwerpunkt auf zeitgenössisches spanisches Design, ist Professor für Designkultur und Direktor für Designforschung an der University of Brighton/Victoria & Albert Museum.

Ausarbeitung

[Branded Places] allgemein interessant, auch für Katja?
Place-Making (S.151)
»sense of places«
production within the local community (korrekt zitieren!)

[Beyond Nation-States: Cities and Regions]
(S.152)

Lokale Identitäten — vom Museum zur gelebten adaptionsfreudigen Kultur ohne in einen Nationalismus zu verfallen

»Place identity might be communicated through more banal objects as well, though. In turn this implies a different relationship of consumers to place identity in a more intimate way. In the broader context, we see how branding is energized and problematized by shifts in the global flow of capital and labour and the reconfiguration of political and economic power towards cities and regions and away from nation-states.« (S.137)

»Each urban identity is the result of the historical layering of social, cultural, economic and material elements over which planned branding systems are difficult to implement. […] It is about the »slow-moving husbandry of existing perceptions« (Anhalt 2002:232), drawing on what already exists and articulating its further trajectory.« (S.140)

Question: Designer-Rolle im Stadtentwicklungsprozess
»We owe the clearest cultural map of structural change not to novelists or literary critics, but to architects and designers. « (S.150) — wirklich wichtig? weglassen?

»By giving material and visual form to this notion, design and designers, as cultural intermediaries, were appropriated by politicians and journalists in this quest. The conversion of focused pockets of the cityscape in turn supports this self-image. The new cultural economy of post-industrial cities is invariably located in »gentrified« zones« (S.150)
»And as former locations of urban degeneration, their heritage is visually and mythically hard-edged and low-life yet now harbours the »higher« ideals of cultural production.« (S.151)
»Meanwhile, just as place-branding serves to promote a reconfiguration of perceptions of human resources available in a location, so it affects the way that spatial geographies are presented.« (S.151)

Die lokale Identität darf nicht nur im Museum erhalten bleiben, sondern muss zurück auf die Straße.
»It is hoped, on the part of the designers and clients, […] that by anchoring this sense of place into the experience and continually referring separate elements of it back to ist immediate location (, visitors will want to go out and discover more about […])« (S.152) Der sichtbare Wandel befördert die Attraktivität und den Aktionismus in der lokalen Gemeinde. Er setzt Diskussionen frei und eröffnet einen Diskurs auf die Bedingungen und Regeln des gemeinschaftlichen Zusammenlebens und der sozialen, kulturellen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung des eigenen Viertels.
»The ability of a city or a region to be multicultural and to include people and lifestyles from various origins is therefore held as a positive feature: it demonstrates ist openness and cosmopolitanism.« (S.154)
Dabei spielt Nachbarschaft eine zentrale Rolle. Jedes Viertel definiert diesen Begriff in Abhängigkeit seiner Bewohner neu und lebt diesen. Eine vielseitige Nachbarschaft fördert die Toleranz — auch für Probleme — und stärkt zugleich den Rückhalt im Viertel.
Diese Communities sind Erweiterungen der Familienstruktur und erlauben uns, einfacher Unterstützung für Veränderungen zu mobilisieren.
»The Region is therefore constituted less in formal Strukturen of governance — since these reside within their respective nation-states — than in their shared physical environments and human resource bases.« (S.154)
Durch gemeinsame Ressourcen im materiellen und humanen Sinne können Alliancen gegen ungewollte Änderungen von aussen boykottiert oder gewünschte Investitionen beschleunigt werden. Eine eingeschworene Gemeinschaft ist widerstandsfähiger gegen wirtschaftliche Zwangsveräusserungen, angeordnete Marginalisierung oder umweltbelastende Industrieansiedlung und agiler bei gezielten Präventionen, gemeinnützigen Aktionen und ortsabhängigen Problemen. Prägnante Änderungen können adhoc durch spontane Demonstrationen blockiert, aber nicht langfristig und vorausschauend gesteuert werden. Deswegen ist es wichtig, eine Haltung, eine Sprache, eine Kommunikation, eine Kultur der gemeinschaftlichen Nachbarschaft zu entwicklen und zu fördern.
Sei es in greifbaren / materiellen Formen wie Gebäuden, Objekten, Dienstleistungen, Geschäften, Cafés, Restaurants, Werkstätten, Parks, Spielplätzen oder in gesellschaftlichen-gemeinschaftlichen / immateriellen Formen wie Nachbarschaft, Solidarität, Fürsorge, Verständnis, Umgangsformen.
Julier warnt davor, diese Identitäten, nur rein wirtschaftlich zu sehen und als gestalterischen Beitrag ein banales Branding abzuliefern. »The use of »attitudinal« factors to identify a city, region or nation is evidence of an emergent tendency by politicians and their design consultants to consider them as brands.« (S.154) Der Hintergrund ist schnell entlarvt: »This »local brands« […] are sold and consumed as part and parcel of the place.(Øresund Committee 1999; Vinogradoff 1999)« (S.154)
»These categories are then distilled into a central idea which provides a short-hand, by way of a slogan or a simple image, to communicate ist essence.« (S.155) Mit dieser Kritik spricht Julier gegen die vereinfachte visuelle Repräsentation von lokalen Identitäten aus. Weil es dann beliebig wird und Angreifbar, weil es nicht mehr den Charakter einer Region ausarbeitet.

FALSCH??? ARGUMENTATION wichtig???
Dafür führt er zwei Beispiele an, die den Versuch eines lokalen Brands gewagt haben: Branding Britain (1997) und DE (Deutschland Europa, 1999) (S.155/156). Durch lokale Branding werden auch Werte transportiert, die zu gesellschaftlichen Ausschluss von Menschen führen können, diese Werte nicht teilen oder erfüllen können.
»Catalan journalist Arcadia Espada […] questioned whether the very specific identity of Catalanism was truly inclusive of its population — a sizeable proportion of whom were not of a Catalan family background — and whether its claim to inclusivity was met in practice.« (S.157)
???

»Equally, the branding of cities, regions or nations seeks to implement values at a »banal«, nuanced and symbolic level« (S.157) Julier weisst darauf hin, dass diese vereinfachte Darstellung auch mehr von einem Klischee und dem bürgerlichen Geschmack ausgeht, als von einem Spiegel der Realität.

????
Mit Hilfe von Zukin zitiert er »She contends that the new middle class of global, disorganized capitalism exercise cosmopolitan tasted as a vehicle of their cultural capital.« (S.157) Stimmt das wirklich? Habe der Gefühl, den Text falsch verstanden zu haben.
»This coherence may be understood as the result of refined and pervasive »designscape«, of a fit between different expressions and narrations of design through both ist production and consumption (Julier 2005)« (S.158)
»Equally, however, the enthusiasm to arrange all the material, spatial, textual and visual design elements, which go together to communicate the brand identity of al location, requires such consistency as to make its claim to any unique qualities, by comparison with its competitors, and ever more difficult task, As the message becomes more and more simplified, so it becomes increasingly open to contestation.« (S.159)
????

»If design acts at the vanguard of structural change, and indeed produces a »cultural map« by which these changes can be recognized, then it deserves examination.« (S.153) was heisst das? bzw. was ist der Bezug… ich verstehe leider nicht ganz die argumentationskette

In meiner Stadt, meinem Viertel: Leipzig, Neustadt-Neuschönefeld, gibt es eine steigende Anzahl von Vereinen, Urban Gardening, Kunsthäuser. Der erste Weg in die lokale Gemeinschaft. Aber die Präsentation nach Aussen und Form der Beteiligung ist teilweise Ausgrenzend und gefühlt elitär.

[Social Participation and Design Activism, S.213]
»Maier-Aichen refers to a »Utopia of less … but better« that requires creatives not only to create compelling design products, graphics or interiors, but also »to find innovative ways of communication, materialising and dematerialising things« (2004:10). The emphasis here is on developing design as a transformative process or as a way of reconfiguring routine and outlooks.« (S.214) Ein Methode ist es die Gemeinschaft ins Zentrum des Entscheidungsprozess einzubeziehen (zu setzen), um die Wiederbelebung der Lokalität (Nachbarschaft) einzufordern.
Nach Julier muss sich der Designer darum kümmern, für die medienverweigernden Normalbürger einfallsreiche Beteiligungsformen zu entwickelt, um auf bestehende Situationen Antworten zu finden und ihnen die Entscheidungsmacht über ihrer Umwelt zurückzugeben. (S.215) Mit Vorher-Nachher-Vergleichen können die Auswirkungen gemessen und weniger emotional argumentiert werden, was nun wirklich verändert wurde und bewertet werden, welche Folgen sich eingestellt haben. Mit diesen kleinteiligen Aktionen können verschiedene Methoden auf kommunaler Ebene getestet werden. Bei Misserfolg zieht das Scheitern keine weltumfänglichen Veränderungen nach sich und kann getrost als fehlgeschlagener aber probiertet Versuch durchaus mit gewonnen Erkenntnissen sowie Rahmenbedingungen für die Community hinterlegt werden. Bei positivem Ausgang stellt die gleiche Art der Dokumentation anderen Regionen Maßnahmenempfehlungen zu Verfügung, die ebenfalls erfolgreich oder scheitern können. Neben diesem vernetzten Erfahrungswissen wird dieses aber auch vor Ort weitergereicht und in die lokale Wissensgemeinschaft verbal transportiert. In diesen Prozessen können Designer als Katalysatoren für einen leichtern Zugang zum Thema und möglichen Antworten dienen. »Notenheftes, such work is also driven by political desires that not only Ami for democratic engagement with the processes and outcomes of creative practices among citizens, but in these, also seek a transformative effect on their everyday outlooks. As such, this may be termed »activist design«.« (S.216) Es gibt aber auch noch andere Formen des Designaktivismus. Für Thorpe sind es Designartefakte, die das Handeln nach ökologischen Werten einfordern. Nach Fuad-Luke geht es darum im Designprozess soziale, ökologische oder politische Werte statt kommerzieller und wirtschaftlicher in den Vordergrund zu stellen. DiSalvo sieht die Möglichkeit durch »feindliches«, nicht kooperierendes Design, eigentlich eines Anti-Designs, dominierenden Haltungen in Frage zu stellen und somit einen Diskurs einzuleiten. Für Markussen bezieht design activism seine Energie aus dem Widerstand, der allerdings schaffend statt zerstörend genutzt wird, und der gestalterisch-eingreifende Weg in das Leben ist. In jedem Fall unterbricht es die Alltagsroutinen, durch Irritation, Umnutzung, Fehlverhalten oder Verbesserung. »This is a designerly intervention. By rapidly and dramatically turning it into a secure space for play […] are changed not just through representation but also by physical engagement.« (S.217)

Weiterführend
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Relevanz

Weiterverarbeitung
Kapitel 3 Ansätze

Vernetzungen