Mercedes Bunz »Die stille Revolution«

Bunz, M. (2012). »Die stille Revolution: Wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen«. Berlin: Suhrkamp Verlag

Gelesen / Exzerpt: 30.8. / 30.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Bunz schreibt über die Möglichkeiten der Digitalisierung. Mit einem Blick in die Vergangenheit kann sie für die nachhaltigen Veränderungen unserer Gesellschaft sensibilisieren und Gestaltungsräume für die Vision der Zukunft öffnen. Dieser Text bietet einen Einblick in das Thema aus Medientheoretischer Sicht und liefert Beispiele für die Veränderung unserer Gesellschaft durch das Netz. Mercedes Bunz promovierte über die Geschichte des Internet, war Chefredakteurin von Tagesspiegel Online, Technologiereporterin des Guardian, leitet das Hybrid Publishing Lab an der Leuphana Universität und wurde 2010 mit dem Fachjournalisten-Preis des Deutschen Fachjournalisten-Verbands ausgezeichnet.

Ausarbeitung

Nach Bunz ist das »Archiv der Gegenwart […] ein medialer Raum, in dem wir gegenwärtiges Geschehen abbilden.« (S.119) Der Speicher — früher die Bibliothek — ist das Internet und das Medium sind Smart-Devices (mobile Displays). Durch die permanente und allgegenwärtige Verfügbarkeit mussten wir uns über die letzten 10 Jahre eine digitale Souveränität aneignen. Da die Kommunikation aber nicht in eine Richtung geht, wie die Medien des 20. Jahrhunderts mit one-to-many sondern von viele mit many-to-many, haben wir eine nahezu uneingeschränkte Möglichkeiten der Aktivität und Beteiligung. »Im Unterschied zu ihren Verkäufern zeichnen sich die Mitglieder des digitalen Öffentlichkeit […] durch ihre aktive Partizipation aus.« (S.140) Allerdings gibt Bunz zu bedenken, »dass sich viele der entsprechenden Plattformen in Privatbesitz befinden und die neue Öffentlichkeit virtuell ist.« (S.139) Dabei spielt der Ort des Geschehens eine immer größere Rolle. Informationen können nicht nur invasiv, sondern unmittelbar ortsbezogen und für eine gewählte Gruppe zugänglich gemacht werden. Das ermöglicht uns: Informationen unterwegs einzusammeln, vor Ort auf eine Situation aufmerksam zu machen oder gestossen zu werden. Mit diesem Wissen, können Beteiligungsprozesse völlig anders gedacht werden. Alternativen für die technologische Souveränität liegen ebenfalls vor, werden aber bisher nur von kleinen spezialisierten Communities wie Hackern oder Open-Data-Aktivisten verwendet.

Für Bunz besteht »Das Ziel der demokratischen Politik […] nicht darin, Gewinne einzufahren, sondern darin, das Zusammenleben der Menschen zu ihrem Besten zu gestalten.« (S.137) In diesem Sinne sollte die Politik dem digitalen Bürger mehr Rechte einräumen. Vielleicht ist sogar eine Anpassung des Grundgesetzes notwendig, um die Rahmenbedingungen für unsere komplexen Realitäten und Identitäten zeitgemäß zu regeln. Vielleicht sollte jeder Bürger recht auf smarte Kommunikation haben? Vielleicht sollte der Staat eine Cloud für seine Bürger bereitstellen, die durch Zusammenschlüsse eigenständige Netzwerke bilden? Würden des Datenschutzbeauftragte kritischer finden, wenn die EU, BRD oder einzelne Kommunen ein Social-Media-Netzwerk zur freien Verfügung stellen statt Facebook zu nutzen? Und wenn es vorstellbar wäre, wer macht die Arbeit und wer zahlt dafür? Viele Beteiligungs- und Open-Crowd-Projekte funktionieren nach den Prinzipien der Gemeinnützigkeit und sollten »eigentlich staatlich umgarnt und gefördert werden. Es ist […] im Grunde ehrenamtliche Arbeit […]« (S.140) Vielleicht könnten entsprechende Gemeinwohl-Plattformen oder digitale Demokratieaktivitäten vom Verteidigungs-, Bildungs- und Familienministerium finanziert werden. Aber vielleicht ist an dieser Stelle eine Finanzierung und Regulierung von staatlicher Seite nicht notwendig, denn »Geld wäre bloss noch ein Mittel unter vielen.« (S.158) Bunz schaut positiv in die Zukunft und gibt uns eine Vision mit auf den Weg: »Dank der Digitalisierung können sich damit Protestbewegungen und Organisationen, Vereine und Zusammenschlüsse, […] ihre eigenen Freiräume organisieren. Vielleicht können sie sogar aus der bestehenden Gesellschaft heraus eine neue bilden«. (S.159)

Weiterführend
Smart Mob, Howard Rheingold, 2002 — Flashmob mit politischer oder weltanschaulicher Botschaft.
https://de.wikipedia.org/wiki/Smart_Mob
http://www.wp11233044.server-he.de/aktionen/ich-bin-mehr-als/smart-mob-gegen-diskriminierung

Sukey, Sam Carlisle / Sam Gaus — Live Tracking während einer Demonstration, um staatlichen Einkesselungen vorzubeugen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Sukey

Ushahidi, Erik Hersman — Activist mapping, in Echtzeit nutzergenerierte Information, die auf interaktiven Karten visualisiert werden, um adhoc Hilfsnetzwerke zubilden.
http://www.ushahidi.com/

Relevanz
Einblick in das Thema aus Medientheoretischer Sicht
Beispiele für die Veränderung unsere Gesellschaft durch das Netz

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