Patrizia Nanz / Miriam Fritsche »Handbuch Bürgerbeteiligung: Verfahren und Akteure, Chancen und Grenzen«

Fritsche, M. / Nanz, P. (2012). Handbuch Bürgerbeteiligung: Verfahren und Akteure, Chancen und Grenzen. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

Gelesen / Exzerpt: 20.8.2015 / 31.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Das Handbuch stellt die Relevanz von dialogorientierter Bürgerbeteiligung in der modernen Demokratie dar. Es liefert einen strukturierten Überblick über die aktuellen Präsenz- und Online-Beteiligungsverfahren und zeigt Einstiegsmöglichkeiten. Abschließend hilft eine vergleichende Bewertung zu entscheiden, welches Verfahren für welche Situation am besten geeignet ist.
Patrizia Nanz ist Professorin für politische Theorie an der Universität Bremen, Gründungsmitglied des European Institute for Public Participation (EIPP), forscht seit über zehn Jahren zur Zukunft der Demokratie und gilt als Expertin für zivilgesellschaftliche Partizipation. Miriam Fritsche ist Politikwissenschaftlerin in Bremen, promovierte zur Quartiersentwicklung durch Bürgerpartizipation und ist Schnittstelle von Praxisforschung und kritisch-reflexiver Politikberatung.

Ausarbeitung

Weiterführend
**

Relevanz

Weiterverarbeitung
Kapitel: 2 Analyse

Vernetzungen

Noam Chomsky »Occupy«

Chomsky, N. (2012). Occupy. London: Penguin Books.

Gelesen / Exzerpt: 31.8.2015 / 31.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Im ersten Kapitel schreibt Chomsky über die Geschichte der US-Wirtschaft, Arbeiterklassen und Banken, Politik und Geld, die aktuelle Wirtschaftslage, Plutonomie und Prekariat, die Übernahme der Betriebe durch die Arbeiter, Klimawandel und Nuklearwaffen und stellt die OCCUPY-Bewegung damit in Zusammenhang. Thematisch sortiert beantwortet Chomsky in den nachfolgenden Kapiteln Fragen, die ihm bei öffentlichen Auftritten gestellt wurden, z.B. wie Menschen mobilisiert werden können. Avram Noam Chomsky ist Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT), einer der »einflussreichsten westlichen Intellektuellen« (New York Times), libertärer Sozialist, Anarchosyndikalismus-Sympathisant und Mitglied der Industrial Workers of the World sowie der Internationalen Organisation für eine Partizipatorische Gesellschaft.

Ausarbeitung

Es ist Ruhig geworden um die Occupy-Bewegung. Aber das ist meiner Meinung nach kein Zeichen für Resignation sondern für »Widerstandsfähigkeit«. Es gibt verschieden Arten von Widerständen, [Grafik] und verschiedene Lautstärken, die diesen repräsentieren. Wenn ich aufmerksam meine Umwelt betrachte, die Seitenspalten der Presse lese und den Wünschen meiner Freunde zuhöre erkenne ich ein »Transformationsdesign« auf leisen Sohlen. »Die stille Revolution« beginnt im Kleinen. Erst im Kopf, direkt recherchiert als Suchmaschinenanfrage, abgewogen und vorgenommen in die Tat umgesetzt und artikuliert als Diskussionsstoff im Sozialen Netzwerk. Die Motivation ist die Gleiche, aber die Ausführungen gegensätzlich. Eine singuläre Änderung der Handlungsweise gegen eine Masse des Protestes. Beides sind Formen des Handels und des Widerstands, beide sind aktiv, öffentlich und nachmachbar. Die Wirkungen können verschiedener nicht sein. Die langfristige, kleinteilige, einfache aber beharrliche Handlung hat in der Kumulation einen größeren Wirkungsgrad (Pfeffer?) als die spontane, einheitliche, komplexe, kurzweilige Aktion. Aber was können wir trotzdem von der Occupy-Bewegung lernen? Und welche anderen Formen des gewaltfreien Widerstands gibt es noch?
Mobilisierung
Vernetzung

Idee: Farbcodierung von gewaltfreien Widerständen analog Elektronikbauteil nach Widerstandsfähigkeit, Wirkungsgrad, Aufwand / Ressourcen / Verbrauch, Mobilisierungs- bzw. Motivationshürde

Weiterführend
**

Relevanz

Weiterverarbeitung
Kapitel: 2 Analyse

Vernetzungen
Welzer
Lübbemann (Unternehmsorganisation = Anarchosyndikalismus)

Dirk Kurbjuweit »Die Gesellschaft — Wutbürger, Frauen und der Homo digitales«

Kurbjuweit, D. (2014). Die Gesellschaft — Wutbürger, Frauen und der Homo digitales (S.225-274) In: Alternativlos: Merkel, die Deutschen und das Ende er Politik. München: Carl Hanser Verlag

Gelesen / Exzerpt: 1.2. – 4.2.2015 / 30.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Kurbjuweit analysiert den kontroversen Begriff »Alternativlos«, die Politik von Angela Merkel und was das der häufige Gebrauch des Wortes in den Bürgern suggeriert. In »Die Gesellschaft« geht er auf die Entwicklung der Partizipation und im speziellen auf die der Online-Medien ein. Dirk Kurbjuweit ist Journalist, Reporter beim Spiegel, war 1990-1999 Redakteur für die Zeit und erhielt 1998 sowie 2002 den Egon-Erwin-Kisch-Preis.

Ausarbeitung

Weiterführend

Relevanz

Weiterverarbeitung
Kapitel: 1 Gegenstand

Vernetzungen

Amitav Etzioni »Eine neue Charakterisierung des guten Lebens«

Etzioni, Amitav (2012). Eine neue Charakterisierung des guten Lebens. (S.328-338) In: Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag.

Gelesen / Exzerpt: 24.8.2015 / 30.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Etzioni geht der Frage nach, wie die Welt 2050 aussehen könnte? Dabei erörtert er den Wandel unseres Lebens mit Werten, Haltungen, Philosophien, Interessen und möglichen Praktiken. Amitav Etzioni ist Soziologe, politischer Aktivist, Vertreter des Kommunitarismus, Namensgeber der Responsivität und wurde 2009 mit dem Meister-Eckhart-Preis ausgezeichnet.

Ausarbeitung

Etzioni geht davon aus, dass wir uns in ökonomischen sowie gesellschaftlichen Zyklen bewegen und kurz vor der Sättigung des Glücksversprechens KONSUM angekommen sind. Die daraus resultierende Frage: »Wofür wollen wir arbeite, wenn nicht für den Konsum?« (S.330) beantwortet er mit der Erfüllung nach »höheren Bedürfnissen […] wie Gemeinschaftsorientierung und transzendente Quellen menschlichen Wohlergehens.« (S.333) Dafür werden geldlose Ressourcen »in zwischenmenschliche Beziehungen investiert«, ob nun für die eigene Familie, das Gemeinwohl, ehrenamtliche Tätigkeiten oder politischen Beteiligung. Der Motor dieser Gesellschaft ist nicht Altruismus sondern Gegenseitigkeit. »Gemeinschaftsbezogene Aktivitäten erfordern die Entwicklung sozialer und kommunikativer Fähigkeiten sowie die Bereitschaft, Zeit und Energie aufzuwenden. Materielle oder finanzielle Aufwendungen sind in der Regel nicht gefragt« (S.336), sondern es wird eher selbstverständlich sein »Reichtum freiwillig mit anderen zu teilen.« (S.336) In diesem Fall wäre eine öffentlich zugängliche Datenbank mit Problemen, Ressourcen, geteiltem Wissen und Handlungsempfehlungen zur aktiven Beteiligung hilfreich, um diesen höheren Bedürfnissen eine Plattform zu geben.

»Ohne Frage: wenn eine Kultur sich von einer konsumorientierten Lebensweise verabschieden möchte, um die höheren Bedürfnisse des Menschen mit transzendentalen Projekten zu befriedigen, muss die Option, an solchen Tätigkeiten teilzunehmen, in größerem Maße möglich sein.« (S.337) Diese Entwicklung kann nach Etzioni bereits heute bei Menschen im Rentenalter erkannt werden. Auch meine eigene Erfahrungen, die ich im Experiment »Büro für alle Belange, Sorgen und Verstimmtheiten« gemacht habe, unterstreichen diese These. Alle Besucher und Kunden, die meine Dienstleistung als HÖRER bzw. lebendes Schwarzes Brett in Anspruch genommen haben, waren entweder arbeitsunfähige Invaliden oder im Ruhestand. Die Philosophien des »Weniger ist Mehr« und der Responsivität deuten ebenfalls in diese Richtung und unterstützen die Idee eine ortsbezogene Beteiligungsplattform mit Projekten und geteilten Ressourcen für eine Nachbarschaftsgemeinschaft zu entwerfen.

Weiterführend
Kommunitarismus, John Rawls, 1980 — politische Philosophie des Gemeinschaft, die die Verantwortung des Individuums gegenüber seiner Umgebung und die soziale Rolle der Familie betont.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunitarismus

Responsivität, Amitav Etzioni — die Möglichkeit einer Organisation oder Gesellschaft, sensibel auf Anliegen ihrer Mitglieder zu reagieren
http://www.afs-ev.de/div-pap/responsivitaet.pdf

Relevanz
Zukunft der Gesellschaft und ihren Bedürfnissen
Möglichkeiten für entsprechende Dienstleistungen und Produkte

Weiterverarbeitung
Kapitel: 1 Gegenstand

Vernetzungen
John Rawls

Mercedes Bunz »Die stille Revolution«

Bunz, M. (2012). »Die stille Revolution: Wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen«. Berlin: Suhrkamp Verlag

Gelesen / Exzerpt: 30.8. / 30.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Bunz schreibt über die Möglichkeiten der Digitalisierung. Mit einem Blick in die Vergangenheit kann sie für die nachhaltigen Veränderungen unserer Gesellschaft sensibilisieren und Gestaltungsräume für die Vision der Zukunft öffnen. Dieser Text bietet einen Einblick in das Thema aus Medientheoretischer Sicht und liefert Beispiele für die Veränderung unserer Gesellschaft durch das Netz. Mercedes Bunz promovierte über die Geschichte des Internet, war Chefredakteurin von Tagesspiegel Online, Technologiereporterin des Guardian, leitet das Hybrid Publishing Lab an der Leuphana Universität und wurde 2010 mit dem Fachjournalisten-Preis des Deutschen Fachjournalisten-Verbands ausgezeichnet.

Ausarbeitung

Nach Bunz ist das »Archiv der Gegenwart […] ein medialer Raum, in dem wir gegenwärtiges Geschehen abbilden.« (S.119) Der Speicher — früher die Bibliothek — ist das Internet und das Medium sind Smart-Devices (mobile Displays). Durch die permanente und allgegenwärtige Verfügbarkeit mussten wir uns über die letzten 10 Jahre eine digitale Souveränität aneignen. Da die Kommunikation aber nicht in eine Richtung geht, wie die Medien des 20. Jahrhunderts mit one-to-many sondern von viele mit many-to-many, haben wir eine nahezu uneingeschränkte Möglichkeiten der Aktivität und Beteiligung. »Im Unterschied zu ihren Verkäufern zeichnen sich die Mitglieder des digitalen Öffentlichkeit […] durch ihre aktive Partizipation aus.« (S.140) Allerdings gibt Bunz zu bedenken, »dass sich viele der entsprechenden Plattformen in Privatbesitz befinden und die neue Öffentlichkeit virtuell ist.« (S.139) Dabei spielt der Ort des Geschehens eine immer größere Rolle. Informationen können nicht nur invasiv, sondern unmittelbar ortsbezogen und für eine gewählte Gruppe zugänglich gemacht werden. Das ermöglicht uns: Informationen unterwegs einzusammeln, vor Ort auf eine Situation aufmerksam zu machen oder gestossen zu werden. Mit diesem Wissen, können Beteiligungsprozesse völlig anders gedacht werden. Alternativen für die technologische Souveränität liegen ebenfalls vor, werden aber bisher nur von kleinen spezialisierten Communities wie Hackern oder Open-Data-Aktivisten verwendet.

Für Bunz besteht »Das Ziel der demokratischen Politik […] nicht darin, Gewinne einzufahren, sondern darin, das Zusammenleben der Menschen zu ihrem Besten zu gestalten.« (S.137) In diesem Sinne sollte die Politik dem digitalen Bürger mehr Rechte einräumen. Vielleicht ist sogar eine Anpassung des Grundgesetzes notwendig, um die Rahmenbedingungen für unsere komplexen Realitäten und Identitäten zeitgemäß zu regeln. Vielleicht sollte jeder Bürger recht auf smarte Kommunikation haben? Vielleicht sollte der Staat eine Cloud für seine Bürger bereitstellen, die durch Zusammenschlüsse eigenständige Netzwerke bilden? Würden des Datenschutzbeauftragte kritischer finden, wenn die EU, BRD oder einzelne Kommunen ein Social-Media-Netzwerk zur freien Verfügung stellen statt Facebook zu nutzen? Und wenn es vorstellbar wäre, wer macht die Arbeit und wer zahlt dafür? Viele Beteiligungs- und Open-Crowd-Projekte funktionieren nach den Prinzipien der Gemeinnützigkeit und sollten »eigentlich staatlich umgarnt und gefördert werden. Es ist […] im Grunde ehrenamtliche Arbeit […]« (S.140) Vielleicht könnten entsprechende Gemeinwohl-Plattformen oder digitale Demokratieaktivitäten vom Verteidigungs-, Bildungs- und Familienministerium finanziert werden. Aber vielleicht ist an dieser Stelle eine Finanzierung und Regulierung von staatlicher Seite nicht notwendig, denn »Geld wäre bloss noch ein Mittel unter vielen.« (S.158) Bunz schaut positiv in die Zukunft und gibt uns eine Vision mit auf den Weg: »Dank der Digitalisierung können sich damit Protestbewegungen und Organisationen, Vereine und Zusammenschlüsse, […] ihre eigenen Freiräume organisieren. Vielleicht können sie sogar aus der bestehenden Gesellschaft heraus eine neue bilden«. (S.159)

Weiterführend
Smart Mob, Howard Rheingold, 2002 — Flashmob mit politischer oder weltanschaulicher Botschaft.
https://de.wikipedia.org/wiki/Smart_Mob
http://www.wp11233044.server-he.de/aktionen/ich-bin-mehr-als/smart-mob-gegen-diskriminierung

Sukey, Sam Carlisle / Sam Gaus — Live Tracking während einer Demonstration, um staatlichen Einkesselungen vorzubeugen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Sukey

Ushahidi, Erik Hersman — Activist mapping, in Echtzeit nutzergenerierte Information, die auf interaktiven Karten visualisiert werden, um adhoc Hilfsnetzwerke zubilden.
http://www.ushahidi.com/

Relevanz
Einblick in das Thema aus Medientheoretischer Sicht
Beispiele für die Veränderung unsere Gesellschaft durch das Netz

Weiterverarbeitung
Glossar
Kapitel: 1 Gegenstand

Vernetzungen
Spideralex

Spideralex »Technologische Souveränität«

Spideralex: Technologische Souveränität In: Utopie (2015), Nr. 1, S. 71.

Gelesen / Exzerpt: 29.8.2015 / 29.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Auslöser für den Text war ein Interview der Autorin mit Margarita Padilla. Spideralex beleuchtet den Begriff der technologischen Souveränität von der Bedeutung über aktuelle Initiativen bis hin zur Relevanz für unsere Gesellschaft. Alex ist Soziologin, Sozialwissenschaftlerin für Informations- und Kommunikationstechnologien des Gemeinwohls, Hacktivistin und engagiert sich für die sozialpolitische Transformation.

Ausarbeitung

Aus Mangel an frei verfügbaren Technologien und der Abhängigkeit von Großkonzernen, die unsere Daten verwalten müssen wir offene und freie Technologien nutzen. Nach Margarita Padilla besteht bei alternativen Projekten immer das Problem, des Aufwands, der damit einhergehenden Verzögerung und der fehlenden Mittel, um die Masse zu bedienen. »Wir haben die Souveränität vollständig verloren. Wir verwenden die Werkzeuge des Web 2.0 als wären sie übernatürlich, als würde es sie ewig geben. so ist es jedoch nicht, da sie sich in den Händen von Unternehmen befinden und diese zum Besseren oder Schlechteren, nicht auf ewig bestehen.« Als Grund nennt sie, »weil wir ihnen keinen Wert beimessen« (S.72, Padilla) und schlägt vor, diese Thematik analog der Ernährungssouveränität zu behandeln. Daraus ergeben sich Fragen der Werte, Herkunft, Nutzung, Zugänglichkeit, Unternehmensphilosophien und Fragen nach der Entwicklung, Gestaltung und Produktion neuer zivilgesellschaftlicher souveräner Technologien. »Wir definieren Zivilgesellschaft als Gesamtheit von Bürgerinnen und Kollektiven, deren individuelle und kollektive Aktionen nicht in erster Instanz durch Gewinnstreben motiviert sind, sondern durch den Versuch, Wünsche zu erfüllen und Bedürfnisse zu befriedigen und damit zugleich soziale und politische Transformation zu fördern.« In diesem Sinne sowie im Anliegen von Welzer ist es Zeit sich diesem Wandel anzunehmen und Werkzeuge zur demokratischen Transformation zu gestalten.

Ein Blick zurück in unsere auch jüngste Geschichte zeigt, dass »die Zivilgesellschaft stets taktische Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnologien, der Medien und des freien Ausdrucks im Allgemeinen entwickelt hat.« (S.74) Diese Nutzung und Aneignung, teilweise mit Gewalt, war stets aktiv und wird auch in Zukunft, wahrscheinlich mehr denn je, aktiv oder besser interaktiv sein. Dieser Prozess lässt sich nicht mehr umkehren. Zitat Pfeffer?, ich glaube, da gab es eins. Gerade das Argument, dass »sich unsere elektronische und soziale Identität« (S.74) immer mehr aus dem »digitalen Universum« bildet, zeigt wie notwendig ein Bewusstsein, eine Übernahme oder Boykott und letztendlich eine unabhängige Alternative ist. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Gedanke von der Autorin ist, dass nicht Transparent ist was momentan aus diesen Massen an Daten gedeutet werden kann, und die mit Diebstahl oder bei Insolvenz damit umzugehen ist. Die Daten gehören eigentlich nicht den Unternehmen, sondern den Nutzern, und werde nur von diesen Unternehmen verwaltert. Analog hierzu seinen Bürgerämter, Polizeiarchive, Finanzämter genannt, die in meinen Augen die gleichen Funktionen haben. Allerdings sind diese Institutionen staatlichen wie bürgerlichen Regeln, wie dem Grundgesetz, unterworfen und nicht wirtschaftlichen oder ökonomischen. Unsere Daten sollten frei, eigenverwaltet, selbstverliehen, geschützt sein und nicht ausspioniert, handelbar, verkäuflich. Um der ungewünschten kommerziellen Dynamik entgegenzuwirken, »benötigen wir eine Vielzahl an Initiativen, Unternehmen Kooperativen und informellen Kollektiven, die uns mit den freien Technologien versorgen, die uns fehlen.« Die Autorin plädiert dafür, wenn wir mehr Privatsphäre und Anonymität in der digitalen Realität wünschen, müssen wir selbst diese Werkzeuge erschaffen oder bestehende nutzen.

Allerdings stellt sich hier die Frage: Warum bereits bestehende Methoden nicht von der Mehrheit genutzt werden und ob es Möglichkeiten gibt, diesen Wandel durch gezielte Gestaltung zu befördern. Ich sehe hier vor allem Potential in kleinen Netzwerken wie lokale Nachbarschaften, Bürgerbündnisse oder ortsgebundene Daten. Die Konzepte von Open Source, Crowd, Community bestehen mit einer guten Basis, aber leider fehlt es an »Massentauglichkeit« im Sinne von Einfachheit, Verständlichkeit, Popularität und Coolness. Neben Ethik und Zugänglichkeit müssen auch die Fragen nach den ökologischen sowie sozialen Kosten der Produktionszentren gestellt werden und damit an Effizienz, Lebenszyklus, Dienstleistungsangeboten, Aufgabenverteilung. Aus Sicht der Autorin »ist es wichtig zu verstehen, dass keine neutralen Technologien existieren. Sie alle sind Absichtserklärungen und zei(ti)gen mannigfaltige Folgen.« (S.76) Deswegen rät sie, wie auch im Konsum- und Ernährungsverhalten souveräne Entscheidungen zu treffen und fehlende Werkzeuge einzufordern: »Jede Einzelne von uns ist Expertin ihrer eigenen Beziehung zu den Technologien. Deshalb können wir uns alle daran probieren, diese Beziehung zu analysieren, um sie neu zu erfinden.« (S.76)

Weiterführend
Margarita Padilla — Software-Entwicklerin, Hackerin, Cyberguerrilla
http://medialab-prado.es/person/margarita_padilla_

MediaLab Prado — Zentrum für Digitalkultur am Prado Madrid
http://medialab-prado.es
http://medialab-prado.es/article/convocatoria-explorando-desigualdad
http://medialab-prado.es/article/aprendizajes

Hippolyta — Forschungsgruppe seit 2005, reflektiert über »Technologie-Domain« und ihre sozialen Auswirkungen
http://www.ippolita.net

Technologische Souveränität — Selbstbestimmung in der Entwicklung und Produktion von Technologien
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-digital-debatte/digitale-souveraenitaet-blinde-wut-auf-amerika-reicht-nicht-13398118.html
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-digital-debatte/wem-gehoert-das-netz-entamerikanisiert-endlich-das-internet-13370167.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kommentar-zum-NSA-Skandal-Die-technologische-Souveraenitaet-zurueckgewinnen-2216143.html

Digitale Souveränität — Selbstbestimmung im Umgang mit digitalen Medien
https://de.wikipedia.org/wiki/Digitale_Souver%C3%A4nit%C3%A4t
https://netzpolitik.org/2015/realitaetscheck-bitkom-position-zu-digitaler-souveraenitaet-an-open-source-denkt-leider-keiner/

Relevanz
Einblick in das Thema autonom-gemeinschaftsverwalteter Technologien, digitaler Daten und Kommunikationsmittel
Plädoyer für den Bedarf und die Entwicklung einer Souveränität

Weiterverarbeitung
Definition »Zivilgesellschaft«, Spideralex, Utopia Magazin
Kapitel: 1 Gegenstand und 2 Bestandsaufnahme

Vernetzungen
Welzer
Pfeffer

Harald Welzer »Selbst Denken. Eine Anleitung zum Widerstand«

Welzer, H. (2014). Selbst Denken. Eine Anleitung zum Widerstand. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag.

Gelesen / Exzerpt: 25.8.2015 / 25.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Harald Welzer reflektiert sein eignes Handeln und Denken und regt damit zum selbst denken an. Für Ihn ist denken der 1. Schritt des Handels, um den Transformationsprozess vom Heute in die Moderne zu gestalten. Der Wandel kann durch jeden einzelnen, und seien es noch so minimale Änderungen, eingeleitet werden. Welzer zeigt wie es geht und gibt uns mit diesem Buch einen wenig dogmatischen, dafür amüsanten Leitfaden in die Hand. Anmachen gewünscht, Selbst denken gefordert. Harald Welzer ist ein deutscher Soziologe, Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung »Futurzwei« und seit Juli 2012 Honorarprofessor für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg.

Ausarbeitung

»Utopien können gefährlich werden, wenn sie in die Hände von Leuten geraden, die aus ihnen mit aller Macht Wirklichkeit machen wollen. Aber Utopien sind ein großartiges Mittel, um Denken und Wünschen zu üben: sich einen wünschbaren Zustand in einer denkbaren Zukunft zu imaginieren, macht den Status Quo zu lediglich einer Variante von vielen möglichen Wirklichkeiten.« (S.136) Eine Variante dieser Visionsformulierung gibt Rob Hopkins als Motivationshilfe: »Sie schicken sich selbst eine fröhliche Postkarte aus der Zukunft« (S.143, Flintoff) Vom diesem Szenario ausgehend, kann der Weg dorthin rekonstruiert werden. Dieser Prozess heisst »backcasting« oder nach Edmund Husserl »Vorerinnerungen: das sind mentale Vorgriffe auf etwas erst in der Zukunft Existierendes«. (S.136) Für Welzer spielen sie ebenso wie Rückblicke ein wichtige Rolle und geben zusammen ein »Orientierungsmittel für die Ausrichtung von Entscheidungen und Handlungen in der Gegenwart«. (S.136) Alfred Schütz nennt diesen Vorentwurf der vergangenen Zukunft »antizipierte Retrospektionen«. Dieser schaut auf viele kleine Details, auf eine schönere, gerechtere und nachhaltiger vorerinnerte Zukunft als der einfache Blick auf Morgen. Gleichzeitig warnt Welzer vor den Gefahren, Utopien als Masterpläne direkt umsetzen zu wollen. Die Nachteile der zwanghaften »Beglückungsvorstellung« sind mit dem Utopien des Kommunismus und Nationalsozialismus offensichtlich. Utopien implizieren keinen Plan zur Umsetzung, sondern eröffnen Handlungsräume, die im Kleinen ausprobiert, abgebrochen, pausiert, verworfen oder weiterentwickelt werden können — »ein Patchwork aus unterschiedlichen Experimenten: welche Erfolge und Probleme die Implementierung von Cradle to Cradle in der diversifizierten Produktion mit sich bringt[., 1]« (S.139) Aber die unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Zeitrhythmen des Wandels sollten nicht als Problem betrachtet werden. Welzer beschreibt die »Transformation, wie immer sie aussieht, [als] widersprüchlich, uneinheitlich, ungleichzeitig.« (S.140) Und der Blick in die Geschichte zeigt, dass formative Revolutionen tiefgreifender Wandel herbeigeführt haben als politische. Deswegen braucht die nachhaltige Moderne keinen Masterplan, sondern einen Weg der Utopie ist.

»Selbst unter repressiven staatlichen Bedingungen kann es eine Frage lokaler Kulturen sein, welches Verhalten Menschen an den Tag legen, wenn es um Fragen des Umgangs mit ausgegrenzten Personengruppen geht.« (S.182) »Eine gelebte Kultur der Zugehörigkeit« fördert nach Welzer gemeinschaftliche Aktion statt konspirative. (S.183) »Es wird meist unterschätzt, wie wichtig eine gelebte Kultur für die Entscheidungen der Einzelnen ist(, und überschätzt, welche Rolle Wissen und Ethik für individuelle Handlungen spielen).* […] Warum? Weil gelebte lokale oder professionelle Kulturen WIR-Bilder bei ihren Mitgliedern hervorbringen, die ein bestimmtes Verhalten kategorial ausschliessen, ein anderes dafür voraussetzen.« (S.184) Ein nachhaltiger Lebensstil und Umgang darf nicht nur gedacht, sondern muss Teil der »lebensweltlichen Praxis« sein. (S.184)

»Lokale Kulturen sind für die Entwicklung und Etablierung neuer Handlungsnormen von entscheidender Bedeutung.« (Welzer, S.185) Sie zeichnen sich durch Identität, miteinander lernende Dialoge [Austausch] und gruppenspezifisches Handlungswissen [Repertoire, 2] aus, setzen Handlungsbereitschaft, Mut, Selbstvertrauen, Phantasie frei und erzeugen Selbstwirksamkeit. (Welzer, S.186/187) Solche Kulturen, wie z.B. der Transition-Town-Bewegung, müssen keineswegs formelle Organisationsstrukturen zugrunde liegen. Was bedeutet das für mich? Was bedeutet das für mein Tool? Was sind formelle und informelle Organisationsstrukturen?

Resilienz bedeutet: Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und Bedrohungen.(S.188) Das Prinzip beruht nach dem Historiker Greg Bankoff auf einer Kombination aus kurzfristigem Altruismus und langfristigem Eigeninteresse. (S.190) Eine Verrechnung erfolgt nicht monetär, sondern aus Leistung und Gegenleistung. Diese von Welzer moralische Ökonomie genannt stellt eine »starke Ressource auf dem Weg in eine nachhaltige Moderne dar«. (S.191)

Grundlage sind lokale Kulturen und Techniken, die natürlich auch auf Open-Source-Ressourcen zurückgreifen können, aber diese im Kleinen organisieren und nutzen. »Communitybasierte Projekte sind ohne politische Programmatik gemeinwohldienlich und daher für viele Beiträger attraktiv.« (S.193) Parteien verlieren dadurch einen essentiellen Zuständigkeitsbereich, der im 20. Jahrhundert noch außenpolitisch unvorstellbar war: Kommunikation. Dieses Dilemma / Diese Entwicklung wird sicher auch durch die sinkenden Wahlbeteiligungen und abnehmenden Parteimitgliederzahlen ersichtlich. Das scheinende politische Desinteresse wird durch den kommunikativen und politischen Strukturwandel, wie Open Source Netzwerke, Leaks, Social-Media-Kanäle, Adhokratie ersichtlich. (S.193) Die »Formen des Engagements und der politischen Beteiligung [weisen] auf ein höheres Autonomie- und geringeres Festlegungsbedürfnis der Akteure hin.« (S.194) Wie es Marco Mass zusammenfasst, müssen Festlegungen, Beharrlichkeit, Standfestigkeit in der Politik von Morgen kein Stärkebarometer Idee, siehe Wetterkarte Merkel / Putin sein, sondern Flexibilität, Autonomie und Korrekturbereitschaft. (sinngemäß zusammengefasst. Zitat ggf. raussuchen. Bezug zu Zeit oder Zeile im Transkript)

»Netzkommunikation [hat] ein enormes Mobilisierungspotential und entfaltet dabei eigene Logiken der Vergemeinschaftung, die ungeheuer machtvoll sein können« (S.194) In Zukunft werden die beiden Ebenen Online und Offline zu einer natürlichen Kulturtechnik verschmelzen, die das politische sowie gesellschaftliche privat und gleichzeitig öffentlich macht. Welzer empfiehlt »um die vorhandene Engagementsbereitschaft abrufen zu können, bedarf es ganz offensichtlicher neuer Beteiligungs-, Veranstaltungs- und Diskursformate.« (S.196) »Das Potential für einen Wandel ist da,« wir müssen »ihn nur konkret und attraktiv machen.« (S.198) Dabei gilt es, dort anzusetzen, wo bereits Handlungsbereitschaft praktiziert wird, von neunen Assoziation- und Aktionsformen lernen, veränderte Kommunikations- und Mobilisierungsformen berücksichtigen, um Widerständigkeit zu lernen.

1 | …, wie genossenschaftliche Organisationsformen auf große Konzernstrukturen zu übertragen sind, wie reduzierte Mobilität mit besserer Gesundheits- und Bildungsversorgung gekoppelt werden kann, wie ein verändertes Energieregime Veranderte Beteiligungsformen fordert usw. (S.140)
2 | Repertoire: Ressourcen, Instrumente, Werkzeuge, Geschichten, Erfahrungen, Routinen, Kniffe, Techniken

Gliederung (weitere ggf. relevante Kapitel)

Achtsamkeit »Das unerwartete managen«
Ohne Masterplan
2033 (S.160) lesen!
Moralische Ökonomie »Der Mensch ist grundsätzlich prosozial.«
Wertorientierung Jugendlicher (S.196p)
»Gesellschaftliches Interesse ist für die Jugendlichen ausdrücklich nicht mit politischem Interesse identisch. Alles was mit Politik zu tun hat, ist deutlich negativ konnotiert.«

Alphabetisierung für eine nachhaltige Moderne: (S.199pp)

Zeit
Sparsamkeit
Verantwortung
Tod
Reparieren, Nutzungsinnovationen
Genossenschaften
Bündnisse
»Postdemokratie«, »Entpolitisierung der Öffentlichkeit«
Handlungsspielräume (S.222pp)

Umbequemlichkeit
Sich selbst ernst nehmen
Politik und Geschichte (S.239)
Die Gegengeschichte

Vorbilder

Staudinger denkt selbst

Eine Anleitung zum Widerstand (S.282)

12 Regeln für erfolgreichen Widerstand (S.293)

Weiterführend
antizipierte Retrospektionen, Alfred Schütz
Cradle to Cradle

politische Revolution
formative Revolution
konspirativ

Transition-Town-Bewegung

formelle Organisationsstruktur
informelle Organisationsstruktur

Communities of Practice
Resilienz-Gemeinscahften? und Commons
abgeordnetenwatch.de
netzpolitik.de

Relevanz
Begründung und Notwendigkeit der gesellschaftliche Relevanz
Ideengeber

Weiterverarbeitung
Gliederung und Einleitung
Kapitel: 1 Gegenstand und 2 Bestandsaufnahme

Vernetzungen
Rob Hopkins
Christian Felber
Silke Helfrich
David Bollier
Grundgesetz

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

BRD (2001). Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

Gelesen / Exzerpt: 24.8.2015 / 24.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Am 23. Mai 1949 wurde verkündet, dass das am 8. Mai 1949 vom Parlamentarischen Rat beschlossene Grundgesetz durch die Volksvertretungen der beteiligten deutschen Länder angenommen wurde.

Ausarbeitung

Am 9. November 1999 schreibt der Bundespräsident in der vorliegenden Ausgabe »Das große Angebot, das und das Grundgesetz macht, ist ein Aufruf zur aktiven Teilhabe. Das Grundgesetz ist nicht der Staat.« Weiter sagt Johannes Rau »dazu brauchen wir Bürgerinnen und Bürger, die nicht darauf warten, dass die anderen etwas machen, sondern die begreifen, dass der Staat die Sache aller ist.« (S.3)

Artikel 14 [Eigentum, Erbrecht, Enteignung]
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmass der Entschädigung regelt. […]

Artikel 15 [Sozialisierung]
Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmass der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. […]

Artikel 17 [Petitionsrecht]
Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.

Artikel 20 [Staatsstrukturprinzipien, Widerstandsrecht]
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. […]
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmässige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtssprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

Es gibt zwei Artikel zur Enteignung von Eigentum und Produktionsmitteln, wobei immer von einer entsprechenden Entschädigung ausgegangen wird. Dieser Aspekt ist aber durchaus interessant, weil nicht-nachhaltige sprich menschenunwürdige, Ressourcen-verschwendende und umweltzerstörende Unternehmen per Gesetz zum Wohle der Allgemeinheit enteignet werden können. Ein radikaler Schritt, der aber im Erstfall durchaus in Betracht gezogen werden könnte.

Der Staat ist kein abstraktes Konstrukt, sondern wir alle. Jeder einzelne Bürger steht in der Verantwortung und wird zur aktiven Teilhabe aufgerufen.

Wann wurden Artikel 14 Abs. 3 und Artikel 15 angewandt?
1. Entschädigungsenteignung beim Bau von Autobahnen, Flughäfen, Mienen, Kohlengruben
2. Entschädigungsenteignung bei Insolvenz von Banken

Weiterführend
Überblick Art. 15 GG
http://www.jurakopf.de/uberblick-sozialisierung-art15-gg

Rechtsprechungen Art. 15 GG
http://dejure.org/gesetze/GG/15.html

Relevanz
Rechtsgrundlage
Begründung und Notwendigkeit der gesellschaftliche Relevanz

Weiterverarbeitung
Einleitung
Kapitel: 1 Gegenstand und 2 Bestandsaufnahme
Fazit

Vernetzungen
Welzer

Bernd Sommer / Harald Welzer »Trans­formations­design«

Welzer, H. / Sommer, B. (2014). Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne. München: Oekom Verlag.

Gelesen / Exzerpt: 23.8.2015 / 23.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Bernd Sommer und Harald Welzer geben Gründe, Argumentationen und Bespiele, wie und warum unsere Welt, gerade jetzt, aktiv verändert werden muss. Vom Klimawandel, Krisen und Knappheit geprägt, können neben Pionier-Kooperationen auch wir, als einzelne Akteure etwas bewegen. Bernd Sommer ist Soziologe und Kulturwissenschaftler, seit 2012 Leiter des Bereichs »Klima, Kultur und Nachhaltigkeit« am Norbert Elias Center for Transformation Dessign & Research (NEC) der Europa-Universität Flensburg.

Ausarbeitung

Die Autoren gehen von dem Begriff Transformationsdesign als aktive Gestaltung des Wandels in eine nachhaltige Zukunft aus. Dabei wird jeder zum Gestalter seiner Umwelt. Neben einer umfangreichen und tiefgreifenden Erörterung der Relevant und den Möglichkeiten ist für mich besonders das Kapitel 7 »Heterotopie als Gesellschaftsdesign — Die soziale Organisation des Weniger« wichtig. »Jeder Schritt in eine vom business as usual abweichende Richtung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch der nachfolgende zweite, dritte, vierte Schritt in diese Richtung erfolgen wird […] Menschen korrigieren einmal gefällte Entscheidungen […] ungern, weil das nicht nur den Orientierungsbedarf erhöht, sondern auch die Infragestellung und Revision einer ganzen Kette von Entscheidungen erfordert (Welzer 2005)« (S.177) Welzer sieht die Schnittstelle für den Pfadwechsel und der eingeschlagenen Richtung als wichtig an, weil sie selbst nur praktisch erschlossen werden kann und somit zur Transformation selbst wird. Durch neue Erfahrungen ändert sich die eigene Sichtweise und eröffnet neue Handlungsmöglichkeiten. Welzer bezeichnet diesen ersten Schritt als Autopoetik. Diese Phänomen könnte ich mir zu Nutze machen und gezielt zur Aktivierung einsetzen. Weiter spricht der Autor über den Bedarf der Einübung des Abweichen und führt den Begriff der Politisierungsgymnastik ein. (S.178) An dieser Stelle schlägt mein Herz schneller. Hatte ich nicht letztes Jahr diesen liebevollen Gymnastique-Adventskalender gestaltet und als hochwertiges DIY-Produkt herausgebracht? Vielleicht wäre neben einem weiteren Kalender zur Politikgymnastik ein ganzes Studio zu gestalten? »Je mehr konkrete Pfadwechselschritte es gibt, desto wahrscheinlicher wird die Attraktivität, zunächst aber auch einfach nur die Sichtbarkeit einer gesellschaftlichen Transformation.« (S.179) Dabei lässt Welzer den Einwand gelten, das diese meist privaten Korrekturen »keineswegs ein[en] gesamtgesellschaftlich[en] oder gar global wirksamer[en] Pfadwechsel« einleiten. (S.179) Er argumentiert, dass sich das bessere nicht automatisch durchsetzt sonder nur, wenn sich die Durchsetzung erfolgreich gestaltet und die Prozesse tiefunwirksam eingeschrieben werden. Dabei ruft Welzer mit den Worten Nikolai Kondratieff zur Aktion auf: »Wir müssen nach Organisationen der Solidarität suchen, die eine eigene Produktionsstruktur besitzen. Es gibt sie. In ihnen können Menschen sich nicht nur verteidigen, sondern (ohne ein System direkt anzugreifen) autonome Alternativen dagegensetzen. Nicht Utopie, sondern Heterotopie.« (S.180)

Diesen Gedanken weitergedacht würde für meine Masterarbeit bedeuten, ein selbst- bzw. bürgerverwaltete unter dem Stichpunkt Open-Source-gestützte Plattform zu entwicklen, über eine Beispiel- und Projekte-Datenbank verfügt, geeignete Maßnahmen in Form eines Kataloges (plus Filter) vorschlägt und als aktives Bürgerbeteiligungswerkzeug eingesetzt werden kann. Als Kategorisierung, Bewertung oder Verortung einzelner Aktionen könnten die Werte der Gemeinwohlbilanz dienen: »Menschenwürde, Solidarität, Ökologische Nachhaltigkeit, Soziale Gerechtigkeit, Demokratische Mitbestimmung & Transparenz« (S.194) Wo fängt Veränderung an und warum ist es wichtig seine Handlungen zu relfektieren? »Seit der Frauenbewegung wissen wir, dass »das Private politisch ist«, selbst wenn es gar nicht politisch sein möchte, also in die Gesellschaft hinein- und in die Welt hinzuwirken will. […] Wir sind wieder bei der »Matrix des Wandels«: Dieser beginnt innerlich, gedanklich, beim Verbundensein, beim persönlichen Lebensstil, er wird artikuliert, zum Diskurs, Pilotprojekte und Prototypen entstehen, bilden Netzwerke, Strukturen, Rhizome, System. Ich nehme weltweit eine noch namenlose, aber stetig wachsende Community von Menschen wahr, die global denken und fühlen und ihren je persönlichen und oft lokalen Beitrag zum ökologischen, demokratischen und kulturellen Wandel leisten. Das ist Weltpolitik jenseits von Parteien; es ist globales Transformationsdesign von Individuen und Kollektiven, die teils formal, teil emotional und teils spirituell miteinander verbunden sind.« (S.196, Christian Felber: Autor, Universitätslehrer, Tänzer, Vordenker, Initiator der Gemeinwohlökonomie-Bewegung). Zum entscheiden in welcher Art die Plattform veröffentlich wird gibt vielleicht Silke Helfrich et. al (2009:9) die entscheidende Grundlage. Sie grenzt klar Gemeingüter von öffentlichen ab: »Während öffentliche Güter […] vom Staat bereitgestellt werden, entstehen soziale Gemeingüter […] zumeist in einem gemeinschaftlichen und vor allem selbst-organisierten Prozess.« (S. 205/206). Nach David Bollier (2014:4f.) entsteht Commens, »wehender a given community decides that it wishes to manage a resource collectively, with an accent on fair access, use, and longterm sustainability« und stellen laut Welzer Alternativen zu wirtschaftlichen oder staatlichen Mechanismen dar (S.206).

Als Argument für den Pfadwechsel greift Welzer auf die soziologische Theorie von Norbert Elias (1996a:77) zurück, der »Macht« nicht als politische Herrschaftsausübung sondern als Bestimmung der jeweiligen Wirkmächtigkeit der Beteiligten an sozialen Beziehungen definiert. (S.213) »Mithilfe des Machtverhältnisses von Elias lassen sich also die Chancen der Mitglieder sozialer Figurationen bestimmen, ihre Interessen gegenüber den anderen Mitgliedern durchsetzen. […] Macht kommt also nicht der Person an sich zu, sondern ist jeweils abhängig von der Art und Gestalt des sozialen Beziehungsgefüges, zu dem sie gehört.« (S.214) Welzer fasst zusammen, dass ökologische Fragen automatisch soziale und somit Gerechtigkeitsfragen sind: »Im Unterschied zum »demokratischen Kapitalismus« (Streeck 2013) der westlichen Nachkriegsmoderne führt wirtschaftliche Expansion heute nicht zu mehr Gleichheit, sonder zu mehr Ungleichheit.« (S.216) »Wie jede soziale Bewegung muss sich als auch eine soziale Transformationsbewegung auf eine Veränderung der bestehenden Machtbalancen richten.« (S.221) Schlussfolgernd müssen besetzte Postionen befreit, verteilt und neu-besetzt werden. Machtdifferenziale können nach Welzer nur durch Pfadwechsel verändert werden, die unausweichlich mit sozialen Auf- und Abstiegsprozessen einhergehen. Der Kern ist nicht die Abschaffung des Kapitalismus, sondern »das Verhältnis von Kapital und Arbeit neu [zu] konfigurieren.« (S.222) Und dieser Wandel bedarf nicht nur Argumente sondern Aktionen: Durchstehen von Kämpfen und Konflikten. Aus diesem Grund müssen wir selbst aktiv werden, uns organisieren und gemeinsam unsere Zukunftsvision in Angriff nehmen. Einen radikalen Ansatz könnten hier der Artikel 14 (3) und 15 zur Enteignung zum Wohle der Allgemeinheit liefern.

Mit meiner Masterarbeit möchte ich unsere demokratischen Werte schützen und die Bürgerbeteiligung transformieren. Mittel, Wege, Werkzeuge zur aktiven Gestaltung von Demokratie gestalten und für alle Zugänglich machen. Dabei steht vor allem das lokale, nachbarschaftliche, menschliche, soziale Handeln im Mittelpunkt. Ob es nun zur Veränderung des eigenen Wohnhauses, Straßenzuges oder Viertels beträgt sein offen gehalten. Veränderungen fangen im Kopf mit der Idee an, und wenn ich davon vielerorts berichte, finden sich Verbündete, Mitstreiter und Erfahrende, die zusammen eine Aktion gestalten. Diese kann wiederum Zündstoff für weitere Beteiligung sein und als Kettenreaktion um die ganze Welt gehen. Wir wollen keine Nischen besetzen, sondern die prominenten Plätze in der Mitte der Gesellschaft uns aneignen.

Dabei müssen folgende Fragen beantwortet werden:
1. Warum ist der demokratische Prozess zu transformiert?
2. Was wir aus der Geschichte lernen können? Positiv / Negativ.
3. Wie sieht es heute aus? Was sind Missstände?
4. Wie können Transformationen aussehen? Beispiele.
5. Ein Blick in die Zukunft: Ansatz zur Transformation. Artefakt.

Weiterführend
Heterotopie, Michel Foucault — Ort, Zone als tatsächlich realisierte Utopie, in der alle anderen Räume innerhalb einer Kultur zugleich repräsentiert, bestritten oder umgekehrt werden
https://de.wikipedia.org/wiki/Heterotopie_(Geisteswissenschaft)
http://www.utopia.de/blog/gruene-loge/michel-foucault-ueber-utopie-und

Autopoetik, Niklas Luhmann — »Ein soziales System kommt zustande, wann immer ein autopoietischer Kommunikationszusammenhang entsteht und sich durch Einschränkung der geeigneten Kommunikation gegen eine Umwelt abgrenzt. Soziale Systeme bestehen demnach nicht aus Menschen, auch nicht aus Handlungen, sondern aus Kommunikationen.«
https://de.wikipedia.org/wiki/Autopoiesis

Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung, Christian Felber — Unternehmen werden nicht länger an den Mitteln des Wirtschaftens gemessen (Geld, Kapital und Finanzgewinn), sondern an den Zielen (Bedürfnisbefriedigung, Lebensqualität, Gemeinwohl). Auf der Makroebene (Volkswirtschaft) wird das Bruttoinlandsprodukt als Erfolgsindikator vom „Gemeinwohl-Produkt“ abgelöst, auf der Mikroebene (Unternehmen) die Finanzbilanz durch die Gemeinwohlbilanz. Je sozialer, ökologischer, demokratischer und solidarischer Unternehmen agieren und sich organisieren, desto bessere Bilanzergebnisse erreichen sie. Je besser diese in einer Volkswirtschaft sind, desto größer ist das Gemeinwohl-Produkt.
http://www.heute.de/gegen-kapitalismus-fuer-marktwirtschaft-gemeinwohl-oekonomie-als-alternative-37875214.html
https://www.ecogood.org

Machtdifferentiale, Theodore D. Kemper — Die Macht-Status-Theorie ist ein Ansatz der Emotionssoziologie und geht von einem dualen Beziehungsmodell aus, bei dem sich die Akteure auf die jeweiligen Macht – Status – Dimensionen innerhalb dieses Modells beziehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Macht-Status-Theorie

Relevanz
Begründung und Notwendigkeit der gesellschaftliche Relevanz
Ideengeber

Weiterverarbeitung
Einleitung
Kapitel: 1 Gegenstand und 2 Bestandsaufnahme

Vernetzungen
Rob Hopkins
Christian Felber
Silke Helfrich
David Bollier
Grundgesetz

Dieter Daniels / Torsten Hattenkerl »Orte, die man kennen sollte«

Daniels, D. / Hattenkerl, T. (2013). Orte, die man kennen sollte. Spuren der nationalsozialistischen Vergangenheit in Leipzig. Leipzig: Hochschule für Grafik und Buchkunst.

Gelesen / Exzerpt: 23.8.2015 / 23.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Das Projekt wurde durch Dieter Daniels und Torsten Hattenkerl betreut und von Studierenden der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig von 2011 bis 2013 durchgeführt. Im Zentrum steht der aktive Umgang mit der nationalsozialistischen Erinnerungskultur, und diese »mittels einer künstlerischen Perspektive wieder in die Sichtbarkeit zu rücken. Dieter Daniels ist Mitbegründer der Videonale Bonn, Verantwortlicher für den Aufbau der Mediathek am ZKM, seit 1993 Professor für Kunstgeschichte und Medientheorie an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB).

Ausarbeitung

Ausgangspunkt war eine öffentliche Debatte, um das heikle Thema, die durch unterschiedliche Wahrnehmungen in der deutschen Gesellschaft hervorgerufen wurden. Den Herausgebern »geht es nicht darum, ein weiteres neues Denkmal zu schaffen, sondern im positivsten Fall um eine Praxis der Erinnerung, die sich auch den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen widmet.« (S.8) Als wichtiges und zentrales Argument wird die notwendige ständige Aktualisierung eingefordert, weil es keine einmalige determinierende Aktion gibt, sondern Handlungen immer wieder erneuert werden müssen um für die Zukunft tragfähig zu bleiben. (S.9) Wichtig ist der Hinweis, dass die 70 veröffentlichten Fotografien der Publikation von den insgesamt 285 in der Ausstellung gezeigten, nach subjektiven künstlerisch-ästhetischen Aspekten ausgewählten wurden. Bewusst wurde auch die Fotografie als Methode gegen das Alltagsvergessen eingesetzt, um »scheinbar vertraute und ebenso offensichtlich vergessene Orte des Gedenkens« in die Erinnerung zu rufen. Die Fragen nach »Alltagsbezügen zur Geschichte« und dem »Nachdenken über eigene Handlungsspielräume« spielen ebenfalls für mein Masterthema eine zentrale Rolle. »Doch wir wissen, dass Orte in diesem Sinne kein Gedächtnis haben: Sie zeigen sich nicht selbst als historisch, und sie sprechen nicht zu uns, wenn wir ihnen nicht unsere Stimme leihen.« (S.11)

Orte, Handlungen und deren Sichtbarkeit sind genauso relevant wie die Geschichte und Stimme der Beteiligten. Mit meiner Arbeit möchte ich Bürgern einen leichteren Zugang zur Beteiligung ermöglichen und Ihre Stimme vor allem für andere sichtbar oder besser hörbar machen. So dass gemeinsame Interessen erkannt, Energie gebündelt und alte Wege des Aktionismus in die digitale global-vernetzte Welt transformiert werden können.

Zwischen-Recherche / Artefakt: Fotobuch / Datenbank über positive Beispiele von Bürgerbeteiligung und Aktionismus. Wichtig ist, dass es kleine oder eigene Beispiele sein müssen, wo man sagen kann, das kann ich doch auch. Analog Flintoff

Idee: Aufkleber für Büros / Läden / öffentliche wie private Stellen, wo gegenseitige Unterstützung gewünscht ist. »Kommen sie doch rein, wie helfen Ihnen bei Ihren Sorgen.«

Weiterführend
Ausstellung, HGB, 2013 — Erinnerungskultur
http://www.hgb-leipzig.de/orte

Relevanz
Wege zur Sichtbarkeit, Kommunikation, Vermittlung eines komplexen Themas

Weiterverarbeitung
Kapitel zu Handlungsmöglichkeiten
Bespiele, wo Künstler/Gestalter politisch sind

Vernetzungen
Flintoff
Welzer