Büro für alle Belange, Sorgen und Verstimmtheiten

Inspiriert von Joseph Beuys und seinem Informationsbüro der »Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung« zur documenta 5 1972, wo er 100 Tage täglich für Diskussion mit den Besuchern zur Verfügung stand, werde ich diese Woche auch mein Büro öffnen. Ich möchte wissen, was die Menschen bewegt, über was sie sich Gedanken machen, ob sie eine politische Meinung haben, ihre Wahlfreiheit wahrnehmen, sich Ihrer Rechte und Pflichten als Bürger bewusst sind…
Dafür werde ich jeden Tag 8 Stunden im Büro ansprechbar sein und jeweils zwei Designaspekte anwenden, um auf die Aktion aufmerksam zu machen.

Was ist mit Leuten mit wenig Zeit oder wenn zwei da sind?
– Nummer ziehen?
– Termin vereinbaren?
– Schreibmaschine?
– Briefkasten?
– Tumblr / Twitter Hashtag für Büro anlegen

ZEITRAUM
29.6.2015 – 3.7.2015
Seeburgstraße 26, 04103 Leipzig

Tag 1 »Büro zum Eintreten und Reden«

  • 29.6.2015 10 bis 14 Uhr
  • Tür auf
  • Büroöffnung

Heute ist der 1. Tag des Experiments. Ich habe die Tür meines Büros geöffnet und warte auf Interessierte. Es laufen Menschen vorbei, einige schauen, aber trauen sich aber nicht rein, manche lächeln oder grüssen, aber gehen auch vorbei. Ich habe zwei kurze Kontakte mit Nachbarn, die mich aber bereits kennen. Sie fragen nicht nach, weil für sie die offene Bürotür im Sommer gewohnt ist.

  • 29.6.2015 14 bis 18 Uhr
  • Tür auf, Fussabtreter vor der Tür
  • Büro erweitert / wächst optisch nach aussen

Am Nachmittag lege ich einen grünen Fussabtreter vor die Tür. Es soll HEREIN symbolisieren. Der Vorleger wird teilweise von Fussgängern, teilweise von Fahrradfahrern wahrgenommen und nach einem Zusammenhang auf der Tür oder dem Schaufenster geschaut. Da keine klare Botschaft zu finden ist, wird die Türschwelle nicht übertreten. Ein kleiner Junge, vielleicht um die 3 Jahre, war kurz davor reinzukommen. Ist aber dann gleich wieder weitergerannt. Ein ca. 9-jähriges Mädchen schaut interessiert zum Schaufenster rein, ebenso schickt eine junge Frau ein Lächeln an mich.

Der Tag endet damit, dass keiner ins Büro gekommen ist. Grundsätzlich wurden die Änderungen wahrgenommen, aber nicht als bedeutend oder interessant genug gewertet. Ich muss weitere Veränderungen vornehmen, damit die ersten eintreten.

Tag 2 »Büro für alle Belange & Sorgen & Verstimmtheiten«

  • 30.6.2015 10 bis 14 Uhr
  • Tür auf, Fussabtreter vor der Tür
  • Beschriftung inkl. Öffnungszeiten
  • Bürobenennung

Der 2. Tag des Experiments. Wie gestern steht die Tür offen und der Fussabtreter auf dem Gehweg. Als Novum habe ich zwei Schilder, am Schaufenster und an der Tür, angebracht, die auf den »Zweck« hinweisen. Evtl. ist das Schaufenster-Schild zu hoch, ich werde es tiefer hängen.

  • 30.6.2015 14 bis 18 Uhr
  • Tür auf, Fussabtreter vor der Tür
  • Beschriftung inkl. Öffnungszeiten tiefer gehangen
  • Bürobenennung

Der 1. Kontakt war um 15:30. Ein älterer Herr mit Gehhilfe kommt vorbei, liest das Schild. Ich grüsse und frage Ihn, wie es Ihm geht. Er sagt, Ihm geht es blendend, aber es ginge ja nicht jedem so. Er verabschiedet sich höflich und geht mit seinem Enkel die Straße weiter.

Gleich darauf der 2. Kontakt. Es bleibt am Schild stehen und liest, während ich heraus trete und Ihn frage, wie es ihm geht. Er sagt, es geht im gut. Er dreht gerade seine Runde und ist vom Sozial-Cafe Oase zum Gemeindehaus unterwegs. Es findet es gut, und bekommt gleich gute Laune, wenn er das Schild sieht. Frage mich, was ich hier vorhabe und wie ich damit Geld verdienen möchte? Ich erkläre Ihm, mein Anliegen. Er wohnt hier in der Gegend, im Gerichtsweg. Er wünscht mir noch alles Gute und verabschiedet sich.

15:55 der 3.Kontakt. Eine Frau Mittleren Alters läuft vorbei und grüsst, kommt nach 30 Sekunden wieder zurück. Ich gehe zur Tür und wir beginnen das Gespräch. Sie findet die Idee toll. Wünscht mir viel Kundschaft, hier in der Gegend, sei dass ja durchaus nicht schlecht. Sie hat heute keine Sorgen, aber versucht einen günstigen Parkplatz zu finden, um nicht so weit in die Innenstadt laufen zu müssen. Am Wochenende ist Abiturientenball und Sie muss noch Ihr Kleid abholen. Ihr Sohn hatte ja keine Probleme mit dem Einkleiden, aber für Sie als kräftige Frau, ist das nicht so einfach. Aber nach einigem Suchen hat sie ein schönes gefunden. Jetzt geht sie es abholen. Ich wünsche Ihr noch einen schönen Tag.
17:30 ein langes Gespräch mit einer Dolmetscherin mittleren Alters, die mir über die Hürden des sich immer Ausweisens bei den Behörden berichtet hat, ebenso von Ihrem Mann, der sich nicht mehr bewegen kann und weswegen es dieses Jahr keinen Urlaub gibt. Weiterhin berichtet sie, dass der Pflegedienst katastrophal sein, nicht pünktlich ist, die Arbeit nicht ordentlich verrichtet, und sogar klaut. Eine zweite rüstige Frau, knapp Rentnerin, kam hinzu, die nach dem Fundbüro in der Nähe gefragt hat, ich konnte leider keine Auskunft geben, aber die Dolmetscherin wusste Bescheid. Es gab einen kurzen Austausch von drei Geschichten bei denen ein Schirm, eine Tasche und ein Rucksack abhanden gekommen ist. Zwei Geschichten gingen gut, die letzt, meine, schlecht aus. Nachdem wir eine Weile zu zweit weiterredeten, und sie mir von den Ärzten hat, die teilweise Sachen bei Wikipedia nachschlagen und sie als Dolmetscherin mehr weiß (Fachgebiet Medizin) kam eine weitere ältere Frau hinzu. Sie fahre jetzt Wasser kaufen, weil man das Aldi-Wasser ja nicht trinken kann und die Kisten immer so schwer sind. Nach einer kurzen Analyse, wo man das beste Wasser kaufen kann, hat sich die Runde dann aufgelöst.

Abschliessend kann ich sagen, dass die Leute erst am Nachmittag in Gesprächslaune sind und alle ab 50 plus. Das Schild hat bisher bei offensichtlich gesprächigen Menschen, die Zeit haben, funktioniert. Über Nacht werde ich Flyer für das Büro und einen Briefkasten-Prototyp mit dem Titel »Wünsch Dir was.« am Schaufenster befestigen. Mal sehen was passiert.

Tag 3 »Büro für alle Belange, Sorgen und Verstimmtheiten«

  • 1.7.2015 10 bis 14 Uhr
  • Tür auf, Fussabtreter vor der Tür
  • Beschriftung inkl. Öffnungszeiten
  • Flyer und Briefkasten installiert
  • Bürobenennung

Tag 3 des Experiments. Der Briefkasten ist noch da. Er wurde aufgebrochen. Zwei Wünsche wurden anonym hinterlassen: »Ich wünsche mir, ein Ziel im Leben zu haben« und »wieder mehr lachen können«. Ich überlege, wie ich diese Wünsche spontan erfüllen kann… Ich gebe den 1. Wunsch in die Suchmaschine ein. Die Recherche ist erschreckend. Berater, Bucklists, Tests: die Auswahl ist unüberschaubar und miserabel. Beim Thema Lachen sieht es nicht besser aus. Es muss einen anderen Weg geben.

Neben einigen Begrüßungen und kurzen Statements wie »Ich habe jetzt keine Zeit« und schnell weglaufen, so als habe ich die Neugier entlarvt, kommt die 1. Besucherin. Sie fragt mich welche Sorgen hier erfragt werden. Ich stelle mich kurz vor und sage Ihr, dass ich alles sammele. Ihr reicht die Antwort und sie erzählt mir von Ihren Kampf mit dem Gesetz. Sie ist seit 13 Jahren berufsunfähig, aber bekommt keine Rente dafür, obwohl sie 30 Jahre in drei Berufen gearbeitet hat. Sie bezieht Harz IV und wurde auch noch von Ihrem Anwalt im Stich gelassen. Als letzte Hoffnung versucht Ihr jetzt eine Anwältin zu helfen, damit sie die Rente bekommt, die Ihr zustände. Sie ist enttäuscht vom Staat und vom Rechtssystem, fühlt sich allein gelassen und vertraut dem Arm des Gesetzes nicht mehr. Sie wäre interessiert, dass ich Ihre Geschichte aufzeichne und gibt mir Ihre Kontaktdaten. Wir machen einen losen Termin für Ende Juli aus, wo ich mich telefonisch bei Ihr melde.

Der 2. Passant, ist Wirtschaftler und fragt mich aus was ich hier mache. Ich erkläre es Ihm. Er fragt nach, welche Sorgen: Verlassen werden, Männer die Ihre Frau schlagen, politische Probleme? Ich sage Ihm, dass ich erstmal alles sammele. Er meint, ich solle mich mit den Psychologen verbünden und wünscht mir alles gute für mein Vorhaben.

Am Nachmittag muss ich leider das Büro schließen. Dafür befestige ich ein A4 Blatt mit einer Abwesenheitsnotiz am Schaufenster und weise auf den Briefkasten als stummer Assistent hin.

Tag 4

  • 2.7.2015 10 bis 14 Uhr
  • Tür auf, Fussabtreter vor der Tür
  • Beschriftung inkl. Öffnungszeiten
  • Flyer, Briefkasten
  • Webseite eingerichtet unter www.paka.me
  • Bürobenennung

Ich habe mir einige Gedanken gemacht. Als Zwischenergebnis könnte ich einige Fragen stellen wie »brauchen wir ein Ziel im Leben?« »worüber lachen wir?« Diese Fragen könnten als kleines Buch erscheinen, die jeweils einige Beispiele zeigen… Ich würde mich gern mit den Autor des Verlags treffen. Vielleicht hat er etwas Zeit für ein Gespräch. Außerdem wäre es gut zwei bis drei Vorbilder zu interviewen, die damit ihr Leben finanzieren können. Stichwort: Gelder für Ideen, Geld zum Leben. Heute lief es leider nicht gut. Ich bin krank geworden und musste das Büro schliessen.

Tag 5

Immer noch krank. Es ist wirklich sehr ärgerlich. Ich werde über die kommende eine Woche eine Abwesenheitsnotiz anhängen, dass ich ab 13. Juli wieder da bin. Für diese Zeit brauche ich einen Assistenten. Vielleicht reicht der Briefkasten als stummer Ersatz.

Tag 6

Das Büro ist wieder offen. Heute geht nichts. Der Briefkasten ist nach einer Woche leer, der Stift fehlt und die Post-its sind alle. Ich muss eine bessere Variante finden.
15:32 der 1. Gast. Liest die Schilder, kommt rein und möchte eine Kopie. Ich versuche mit Ihm ins Gespräch zu kommen. Er kann nicht gut deutsch und ist etwas verärgert, weil ich Fragen stelle. Er will nur Kopie, zahlen und fertig. Ich schicke ihn in den nächsten Copyshop.

22. Juli

12:15 eine Hausbewohnerin steht in meiner offenen Tür, ich frage sie wie es Ihr heute geht. Sie sagt mir, dass es Ihr gut geht, weil sie frisch verliebt sei. In Ihrem Alter noch. Ich frage Sie, ob sie mit mir einen Kaffee trinken möchte. Sie geht nur schnell zum Zahnarzt und dann würde sie gern das Angebot annehmen. Bemerkung am Rande: Sie hat öfter gesagt, dass es immer so gut im Haus riecht, wenn ich Kaffee koche. Aus diesem Grund erfülle ich einen langersehnten Wunsch – wie schändlich für mich, dafür über ein Jahr gebraucht zu haben. Knapp 25 Minuten später, war Frau ~~Anonym~~ im Büro. Der Kaffee war fertig und wir haben uns über verschiedene Dinge unterhalten. Als erstes ging es um mein Studium, danach haben wir über Ihre Rente gesprochen, und dass sie doppelte benachteiligt ist. Trotz 55 Jahre ununterbrochener Arbeit, aber auf 50%, weil sie eine schwere körperliche Behinderung hat, bekommt Frau ~~Anonym~~ nur 50% der Rente, sprich, genauso viel wie ein Hartz IV Empfänger Rente bekommt. Sie ist bis zur höchsten Instanz des bürgerlichen Rechts gegangen, aber die Gesetzeslage macht an dieser Stelle keine Unterscheidung. Sie arbeitet nebenbei im Theater als Platzanweiserin und für drei Familien als Tagesmutter, um Ihre Ausgaben zu decken. Sie erzählt mir, dass Sie versucht hat, weitere Rentner zu mobilisieren. Dafür hat Sie Lesungen im kleinen Kreis von Buch, Autor vorgetragen. Aber niemanden konnte sie mobilisieren. Sie sagt, wenn schon nicht der enge Kollegenkreis zu motivieren ist, wie soll dass dann größer funktionieren. Obwohl sogar Rentner dabei sind, die noch weniger Geld geziehen als sie, »meckern« diese immer nur, aber nutzen diese Energie des Unmutes nicht um aktiv zu werden. Ich frage nach, woran das liegen könnte. Sie vermutet, dass viele diese Haltung aus der DDR-Zeit bewahrt haben und nicht wissen, was eigentliche Ihre bürgerlichen Rechte und Pflichten sind. Dass Demokratie eben nicht nur ausgeliefert sein und warten bedeutet. Ich merke, dass sie selbst eine Kämpferin ist, sie möchte etwas bewegen und ist politisch, literarisch, kulturell sowie künstlerisch sehr engagiert. Sie strahlt über beide Ohren und erzählt mir, dass sie sich in Ihrem Alter verliebt hat. Dabei schwärmt sie wie ein Teenager über den Mann, das Kennenlernen, das 1. Date und wie sie beide miteinander achtsam und vorsichtig umgehen. Ich freue mich sehr über Ihre offene und ungenierte Art mit mir eigentlich doch recht fremden Person darüber zu reden. nach dem Buch fragen, von dem sie erzählt hat

3. August

Neues Briefkastenmodell.

4. August

Heute habe ich wieder das Büro aufgemacht. Die letzten beiden Wochen, dann muss ich das Büro räumen. Es gibt einen neuen Briefkasten mit einem anderen Papierkonzept, Flyer, ein Sitzkissen auf der Fensterbank, Wasserkrug und Gläser im Schaufenster innen und den Fussabtreter vor der Tür.
1. Kontakt des Tages 11:06. Eine ältere Frau fragt mich: Welcher Sorgen nehmen Sie sich an? Aller. [kurzer Vorstellungtext, wie jedes Mal] Aber das ist neu hier? Ja, aber nur noch 14 Tage, dann gehe ich aus dem Büro raus. Was kommt danach rein? Dass, weiss ich nicht. Na dann werde ich mir mal Ihre Telefonnummer mitnehmen. Ja, sie können mir auch schreiben, oder den anonymen Briefkasten nutzen. Dann schön Tag noch. Danke, Ihnen auch.

5. August

15 Uhr kommt eine Frau, Rentnerin, in den Laden und und fragt mich direkt, wie das mit dem LeipzigPass ist. Sie erklärt mit Ihr Problem, dass die dieses Jahr 75 EUR mehr Rente bekommt und nun nicht weiss, ob sie damit Bezugsrecht auf den LeipzigPass hat, der es ihr ermöglicht, vergünstigt das öffentliche Verkehrsnetz sowie kulturelle wie sportliche Einrichtungen zu nutzen. Ich sage Ihr, dass ich mal schauen kann, biete Ihr einen Platz und ein Glas Wasser ein. Eine kurze Recherche bringt wenig Punkte. Die Seite ist unübersichtlich und es gibt kein Beispiel zur Berechnung. Sie sagt, dass sie wiederkommt und mir Ihre Unterlagen zeigt, während ich nochmals in Ruhe nachschauen kann. Dann fragt sie mich, ob ich eine öffentliche Stelle von der Stadt bin. Ich verneine, und stelle mich kurz vor. Da beginnt Sie mir von den vielen Sorgen und Problemen zu erzählen. Ihrer Arbeits-, Kranken- und Wohnungsgeschichte. Wie sie um Ihre Gesundheit gekämpft hat. Wie sie nach einem Schlaganfall durch private Rehabilitationsdienste wieder ins Leben zurückgefunden hat, besser als die anderen, die sich das nicht Leisten konnten. Wieviel Rente sie bekommt. Wie sie ihre 120 qm Wohnung gegen eine 34 qm tauschen sollte und jetzt eine 60 qm durch persönlichen Einsatz und Widerstand erhalten hat. Wie sie Ihre EU-Rente (Erwerbsunfähigkeit) erstritten hat. Und dass ihr jetzt, weil sie drei Kinder hat, 75 EUR mehr Rente zustehen. Diese aber evtl. mehr Kosten verursachen, weil sie dadurch weniger Vergünstigungen bekommt. Dann gibt es das übliche Gewitter gegen Hartz-IV-Empfänger, gegen Ausländer, gegen Wegwerfen von brauchbaren Gegenständen… Plötzlich mischt sich einen weitere Frau, ebenfalls Rentnerin, ins Gespräch ein. Angriffslustig fragt sie, wie ich mich den um alle Sorgen kümmern möchte. Ich sage Ihr, dass ich diese erstmal nur sammele. Belange, die die Menschen im Viertel haben. Sie beginnt einen Monolog. Erzählt, leicht Zusammenhangslos, dass sie 6 Jahre studiert hat, die ganze Welt gesehen, Kinder in Marokko hat, die Näherinnen in Bangladesch erlebt hat, es keine Arbeit gibt, die Amerikaner, die die ganze Welt schlecht machen, dass es in der DDR keine Drogenopfer gab… Der übliche Stapel einer Generation, die das Vergangene vergessen und nur noch Bilder vergleichen können, die aber wenig zur Konfliktlösung beitragen. Die beiden Damen reden sich in Rage. Dabei geht keine auf die andere ein. Zwei Furien, die Monologe überlagern sich. Als es immer lauter wird, sage ich, das Schreien auch nichts hilft. Ein letzter kurzer Wortwechsel, dann verschwindet die Frau an der Tür und zieht leicht beleidigt ab. Die Frau innen, sagt, dass sie nächste Woche mit den Unterlagen wiederkommt. Beim Verabschieden, sagt sie mir, dass sie froh ist, in Deutschland geboren zu sein und dass sie eigentlich nicht mehr zum Leben braucht. Alles was sie mehr brauchte, hat sie sich erkämpft.

Etwas amüsiert, schockiert und überrannt schreibe ich diesen Bericht. Mein Fazit, beide Frauen vertreten einen ähnlichen Standpunkt, nur dass sich die eine für etwas besseres hält, während die andere sich nicht mit den ihr vorgesetzten Entscheidungen abfindet. Beide waren nicht in der Lage dem anderen zuzuhören, noch seine Argumente zu verstehen. Es ging nur um austeilen und vor allem Pauschalisieren. Ein Gespräch ist zwischen den beiden nicht zustande gekommen. Der Konflikt: kein Verständnis füreinander, vorgefertigte Bilder, und von einer Seite Überheblichkeit.

6. August

Heute Vormittag gab es einen kurzen Austausch mit zwei Bauarbeiter, die wissen wollten, ob es hier was zu kaufen gibt. Ausserdem gab es Feedback von zwei bekannten Kabarettisten, die den Namen und das Konzept sehr schön fanden und wissen wollten, wann und wo ich das Büro wieder aufmachen würde. Am Nachmittag haben mich ein Mann Mitte dreißig mit einer älteren Frau gefragt, wo die Seeburgstraße 25 sei. Ich verwies sie in die andere Richtung, weil die Straße nicht nach deutschen Nummerierungsregeln aufgebaut ist. Mir gegenüber ist die 5-9, obwohl ich selbst in der 26 sitze. Eine vorbeigehende Frau bestätigte, dass das Haus am anderen Straßenende sein.

17:15 Uhr, Frau Ernst betritt den Laden und fragt, ob ich mich auch im Belange im Viertel kümmere. Ich bestätige das, erkläre Ihr, dass ich keine Vertreterin der Stadt bin, sondern Gestalterin. Solange sich jemand Ihr annimmt, ist Ihr das gleich. Sie findet, dass der kleine Park um Eck mehr Pflege benötigt. Früher war er immer ordentlich, heute wuchert alles durcheinander. Das wäre doch von Vorteil, wenn der Park gepflegt wäre sowohl für Touristen als auch die Anwohner. Dann erzählt sie mir, dass die Straßen eine Zumutung für Ältere Menschen sein. Sie lebst hatte letztes Jahr einen Sturz in der Seeburgstraße und musste Operieren. Im Winter sei es noch katastrophaler, weil der Winterdienst nicht durch Viertel fährt und hier doch so viele alte Menschen leben, die nicht mehr so gut unterwegs sind. Sie erkundigt sich, was ich jetzt zu unternehmen gedenke. Ich sage ihr, dass ich erstmal nur die Anliegen sammele, aber auch nach Möglichkeiten suche, wie Lösungen aussehen könnten. Abschliessend gibt sie mir den Ratschlag, das Anliegen bei der Stadt einzureichen, bitte gern auch mit Ihren Namen. Vor der Tür, beim Verabschieden, erzählt sie mir von einem kleinen Erfolg letztes Jahr, als die zufällig zwei Ordnungsbeamte in ihrer Straße getroffen hat. Durch direkte Ansprache, Vehemenz und Drohung war einen halbe Stunde später der Winterdienst da.
Spontane Idee: Kooperation mit dem Blumenladen und Stadtverwaltung; Bürgerverein Seeburgstraße; Garten-Fitness-Programm / Aktion ausarbeiten — Wo bekommt man Werkzeug her — Flyer in der Nachbarschaft verteilen; E-Mail an die Stadtverwaltung;

Auswertung

Joseph Beuys geht mit der Theorie der „Sozialen Plastik“ davon aus, dass jeder Mensch durch sein kreatives Handeln zum Wohl der Gemeinschaft beitragen kann und dadurch auf die Gesellschaft einwirkt. Er formuliert die These »Jeder Mensch ist ein Künstler«. In dieser Aussage wohnt auch die Philosophie von László Moholy-Nagy inne »Jeder Mensch ist begabt«.

In Anlehnung an Moholy-Nagy und Beuys werde ich die These formulieren, die vielleicht schon oft formuliert wurde, aber im Zentrum meiner Arbeit steht: »Jeder Mensch ist ein Gestalter seiner Umwelt«. Zu Beginn muss geklärt werden, wo der Gestaltungsprozess anfängt? Bei der Idee? Bei der Artikulation? Bei der 1. Aktion? Beim 1. Erfolg? Beim letzten Misserfolg? Jeder Mensch ist verschieden geprägt und mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften ausgestattet. Der eine kann gut Zusammenhänge begreifen, der andere kann gut erklären, ein nächste kann viele Menschen mobilisieren. Aus diesem Grund gibt es nicht nur einen Anfang sondern sehr unterschiedliche. Das gleiche lässt sich für die Art der Gestaltung beobachten. Von einen klar definierten Formensprache kann hier nicht die rede sein. Die Form muss offen bleiben, genau wie die Einstiegsmöglichkeiten. Aber allen geht eins voraus: Der Wunsch nach Veränderung. Sei es aus einem Mangel, einem Missfallen oder Überfluss. Genau an dieser Stelle möchte ich angreifen.

Mit dem Büro für alle Belange, Sorgen und Verstimmtheiten frage ich nach den Wünschen der Menschen. Die werden mir vor allem mündlich zugetragen, was zum einen an der festen Präsenz vor Ort liegen kann und natürlich von Zeit, Wetter und Erfüllungsdrang beeinflusst wird. Die Intentionen der Wünsche nach Häufigkeit waren: finanzielle Ungerechtigkeitsgefühle, versteckt-geäusserte Einsamkeit, Zugänglichkeit von öffentlichen Parkanlagen, indirekt Parksituation Innenstadt. Der Briefkasten wurde kaum genutzt. Ich vermute, dass der Aufwand des Schreibens zu hoch war. Das Angebot der Webseite wurde von einem Bekannten per Telefonanruf wahrgenommen. Mit dieser Aktion habe ich vor allem Ältere Menschen angesprochen. Jüngere könnten sich durch die Konfrontation und mein Alter überfordert gefühlt haben. Ausserdem war die Aktion weder zeitgemäß noch sexy. Mit der Art der Umsetzung konnte ich wahrscheinlich nur die Zielgruppe ansprechen, die ich angesprochen habe.

Fazit: Ich habe gelernt, dass eine öffentliche Aktion und leichte Veränderungen der Umwelt durchaus wahrgenommen werden. Um konkretere Partizipation zu erreichen, bedarf es etwas Zeit, Ehrlichkeit und Vertrauen. Die Form der Aktion und Präsentation macht die angesprochene Altersgruppe aus. Neben den Menschen, die mir Ihre Wünsche mitgeteilt haben, gab es eine Menge Lob und Anerkennung. Der Sinn wurde nie in Frage gestellt. Ausserdem hat es die Menschen nicht gestört, dass ich erstmal die Fakten / Akten erfasse und keine nächsten Schritte einleite.
Was kann ich für eine Online-/Offline-Plattform ableiten?

LE Mentzel & The Crowd »Hartz IV Möbel.com: Build More, Buy Less. Konstruieren statt konsumieren«

LE Mentzel & The Crowd (2012). Hartz IV Möbel.com: Build More, Buy Less. Konstruieren statt konsumieren. Ostfildern: Hatje Cantz Verlag

Zeigt, die ein prekäres Thema gestalterische Umgangsformen finden kann.
Beispiel für politisches Design und Artefakt

Design

Artefakt

Anleitung

[Produkt]
?[Projekt]
[offen]
[Exzerpt|]

Júlio do Carmo Gomes »Jenseits der Sackgasse. Strategie und Richtung: Die Soziale Bewegung und die Linken«

do Carmo Gomes, Júlio: Jenseits der Sackgasse. Strategie und Richtung: Die Soziale Bewegung und die Linken. In: Utopie (2015), Nr. 1, S. 84.

Gelesen / Exzerpt: 29.8.2015 / 29.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Das Interview mit Michael Albert

Júlio do Carmo Gomes ist Kommunikationswissenschaftler, Filmemacher, Aktivist, Herausgeber und Übersetzer.

Ausarbeitung

Weiterführend
Parecon, Michael Albert & Robin Hahnel — Participatory Economics schlägt ein ökonomisches System, in dem jeder Mensch das Ausmaß der eigenen Betroffenheit von Entscheidungen mitbestimmen kann.
https://de.wikipedia.org/wiki/Parecon
https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Albert

Graswurzelbewegung — Grassroots Movement oder Basisbewegungen sind politische oder gesellschaftliche Initiativen, die aus der Bevölkerung entstehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzelbewegung
http://www.graswurzel.net/

Relevanz

Weiterverarbeitung

Vernetzungen

Santiago López Petit »Und wenn wir es aufgäben, Staatsbürger zu sein? Manifest für die Befreiung von der Ordnung«

Petit, Santiago López: Und wenn wir es aufgäben, Staatsbürger zu sein? Manifest für die Befreiung von der Ordnung. In: Utopie (2015), Nr. 1, S. 19.

Gelesen / Exzerpt: 25.8.2015 / 25.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

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Ausarbeitung

Santiago López Petit

»Man appelliert an uns als Staatsbürger«
»Von der Demokratie zum »Demokratischen««
»Staatsbürger ist nicht derjenige, der denkt, sondern derjenige, der glaubt.«

… weitere Artikel, die ggf. zur Argumentation helfen, um die aktuelle Frustration, Verzweiflung und Ohnmacht zu verdeutlichen

Weiterführend

Relevanz

Weiterverarbeitung

Vernetzungen

Judith Schalansky »Atlas der abgelegenen Inseln: Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werden«

Schalansky, J. (2009). Atlas der abgelegenen Inseln: Fünfzig Inseln, auf denen ich nie war und niemals sein werden. Hamburg: Mare Verlag.

Gelesen / Exzerpt: x.x. / x.x.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Judith Schalansky ist Siehe Impressum Buch

Ausarbeitung

Weiterführend

Relevanz

Weiterverarbeitung
Kapitel 3 Ansätze

Vernetzungen

Ann Thorpe »Architecture & Design versus Consumerism. How design activism confronts growth«

Thorpe, A. (2012). Architecture & Design versus Consumerism. How design activism confronts growth. New York: Earthscan.

Gelesen / Exzerpt: 25.8.2015 / 25.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Thorpe stellt eine Agenda vor, wie Architekten und Designer beim Transformationsprozess vom ökonomischen Wachstumsprinzip zum nachhaltigen gemein-gesellschaftlichen Wohlergehen beitragen können. Dabei erörtert sie die Fragen nach der Notwendigkeit und zeigt in Bespielen Möglichkeiten auf. Thorpe beleuchtet, was die Rolle des Designs in einer Postwachstums-Gesellschaft sein kann und wie Designer als gemeinnützige Agenten interagieren. Ann Thorpe ist promovierte Designerin, arbeitet an der Bartlett School of Architecture (UCL) im Bereich »Sustainable Design« und »Spatial and Material Politics«.

Ausarbeitung

[1] What is Activism?
Criteria
1. Disruption
2. Framing a Problem
3. Claims for Change
4. Excluded or Neglected Groups

From outside Design
Social change
— Transparency
Tension: Design and Politics

[2] Limitations on rational, free, individual choice
Figure 2.3: Leaving Comfort Zone (S. 56)
Social Networks
Wellbeing — 5 Reasons (S. 66)

Weiterführend
**
http://designactivism.net/wp-content/uploads/2011/05/Thorpe-definingdesignactivism.pdf

Relevanz

Weiterverarbeitung
Kapitel 3 Ansätze

Vernetzungen

Guy Julier »The Culture of Design«

Julier, G. (2014). The Culture of Design (3., Aufl.). London: Sage Publications.

Gelesen / Exzerpt: 28.8.2015 / 28.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Julier setzt sich sachlich mit dem Designbegriff auseinander. Von der Entstehung über die Ausprägungen und Formen bis zum aktuellen Diskurs. Er schaut in die Bereiche, wo Designer heute überall benötigt werden, was Gefahren und Chancen sind, und wie die Wissensvermittlung in Bildungssystem einfliessen könne. Guy Julier studierte Design Geschichte mit Schwerpunkt auf zeitgenössisches spanisches Design, ist Professor für Designkultur und Direktor für Designforschung an der University of Brighton/Victoria & Albert Museum.

Ausarbeitung

[Branded Places] allgemein interessant, auch für Katja?
Place-Making (S.151)
»sense of places«
production within the local community (korrekt zitieren!)

[Beyond Nation-States: Cities and Regions]
(S.152)

Lokale Identitäten — vom Museum zur gelebten adaptionsfreudigen Kultur ohne in einen Nationalismus zu verfallen

»Place identity might be communicated through more banal objects as well, though. In turn this implies a different relationship of consumers to place identity in a more intimate way. In the broader context, we see how branding is energized and problematized by shifts in the global flow of capital and labour and the reconfiguration of political and economic power towards cities and regions and away from nation-states.« (S.137)

»Each urban identity is the result of the historical layering of social, cultural, economic and material elements over which planned branding systems are difficult to implement. […] It is about the »slow-moving husbandry of existing perceptions« (Anhalt 2002:232), drawing on what already exists and articulating its further trajectory.« (S.140)

Question: Designer-Rolle im Stadtentwicklungsprozess
»We owe the clearest cultural map of structural change not to novelists or literary critics, but to architects and designers. « (S.150) — wirklich wichtig? weglassen?

»By giving material and visual form to this notion, design and designers, as cultural intermediaries, were appropriated by politicians and journalists in this quest. The conversion of focused pockets of the cityscape in turn supports this self-image. The new cultural economy of post-industrial cities is invariably located in »gentrified« zones« (S.150)
»And as former locations of urban degeneration, their heritage is visually and mythically hard-edged and low-life yet now harbours the »higher« ideals of cultural production.« (S.151)
»Meanwhile, just as place-branding serves to promote a reconfiguration of perceptions of human resources available in a location, so it affects the way that spatial geographies are presented.« (S.151)

Die lokale Identität darf nicht nur im Museum erhalten bleiben, sondern muss zurück auf die Straße.
»It is hoped, on the part of the designers and clients, […] that by anchoring this sense of place into the experience and continually referring separate elements of it back to ist immediate location (, visitors will want to go out and discover more about […])« (S.152) Der sichtbare Wandel befördert die Attraktivität und den Aktionismus in der lokalen Gemeinde. Er setzt Diskussionen frei und eröffnet einen Diskurs auf die Bedingungen und Regeln des gemeinschaftlichen Zusammenlebens und der sozialen, kulturellen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung des eigenen Viertels.
»The ability of a city or a region to be multicultural and to include people and lifestyles from various origins is therefore held as a positive feature: it demonstrates ist openness and cosmopolitanism.« (S.154)
Dabei spielt Nachbarschaft eine zentrale Rolle. Jedes Viertel definiert diesen Begriff in Abhängigkeit seiner Bewohner neu und lebt diesen. Eine vielseitige Nachbarschaft fördert die Toleranz — auch für Probleme — und stärkt zugleich den Rückhalt im Viertel.
Diese Communities sind Erweiterungen der Familienstruktur und erlauben uns, einfacher Unterstützung für Veränderungen zu mobilisieren.
»The Region is therefore constituted less in formal Strukturen of governance — since these reside within their respective nation-states — than in their shared physical environments and human resource bases.« (S.154)
Durch gemeinsame Ressourcen im materiellen und humanen Sinne können Alliancen gegen ungewollte Änderungen von aussen boykottiert oder gewünschte Investitionen beschleunigt werden. Eine eingeschworene Gemeinschaft ist widerstandsfähiger gegen wirtschaftliche Zwangsveräusserungen, angeordnete Marginalisierung oder umweltbelastende Industrieansiedlung und agiler bei gezielten Präventionen, gemeinnützigen Aktionen und ortsabhängigen Problemen. Prägnante Änderungen können adhoc durch spontane Demonstrationen blockiert, aber nicht langfristig und vorausschauend gesteuert werden. Deswegen ist es wichtig, eine Haltung, eine Sprache, eine Kommunikation, eine Kultur der gemeinschaftlichen Nachbarschaft zu entwicklen und zu fördern.
Sei es in greifbaren / materiellen Formen wie Gebäuden, Objekten, Dienstleistungen, Geschäften, Cafés, Restaurants, Werkstätten, Parks, Spielplätzen oder in gesellschaftlichen-gemeinschaftlichen / immateriellen Formen wie Nachbarschaft, Solidarität, Fürsorge, Verständnis, Umgangsformen.
Julier warnt davor, diese Identitäten, nur rein wirtschaftlich zu sehen und als gestalterischen Beitrag ein banales Branding abzuliefern. »The use of »attitudinal« factors to identify a city, region or nation is evidence of an emergent tendency by politicians and their design consultants to consider them as brands.« (S.154) Der Hintergrund ist schnell entlarvt: »This »local brands« […] are sold and consumed as part and parcel of the place.(Øresund Committee 1999; Vinogradoff 1999)« (S.154)
»These categories are then distilled into a central idea which provides a short-hand, by way of a slogan or a simple image, to communicate ist essence.« (S.155) Mit dieser Kritik spricht Julier gegen die vereinfachte visuelle Repräsentation von lokalen Identitäten aus. Weil es dann beliebig wird und Angreifbar, weil es nicht mehr den Charakter einer Region ausarbeitet.

FALSCH??? ARGUMENTATION wichtig???
Dafür führt er zwei Beispiele an, die den Versuch eines lokalen Brands gewagt haben: Branding Britain (1997) und DE (Deutschland Europa, 1999) (S.155/156). Durch lokale Branding werden auch Werte transportiert, die zu gesellschaftlichen Ausschluss von Menschen führen können, diese Werte nicht teilen oder erfüllen können.
»Catalan journalist Arcadia Espada […] questioned whether the very specific identity of Catalanism was truly inclusive of its population — a sizeable proportion of whom were not of a Catalan family background — and whether its claim to inclusivity was met in practice.« (S.157)
???

»Equally, the branding of cities, regions or nations seeks to implement values at a »banal«, nuanced and symbolic level« (S.157) Julier weisst darauf hin, dass diese vereinfachte Darstellung auch mehr von einem Klischee und dem bürgerlichen Geschmack ausgeht, als von einem Spiegel der Realität.

????
Mit Hilfe von Zukin zitiert er »She contends that the new middle class of global, disorganized capitalism exercise cosmopolitan tasted as a vehicle of their cultural capital.« (S.157) Stimmt das wirklich? Habe der Gefühl, den Text falsch verstanden zu haben.
»This coherence may be understood as the result of refined and pervasive »designscape«, of a fit between different expressions and narrations of design through both ist production and consumption (Julier 2005)« (S.158)
»Equally, however, the enthusiasm to arrange all the material, spatial, textual and visual design elements, which go together to communicate the brand identity of al location, requires such consistency as to make its claim to any unique qualities, by comparison with its competitors, and ever more difficult task, As the message becomes more and more simplified, so it becomes increasingly open to contestation.« (S.159)
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»If design acts at the vanguard of structural change, and indeed produces a »cultural map« by which these changes can be recognized, then it deserves examination.« (S.153) was heisst das? bzw. was ist der Bezug… ich verstehe leider nicht ganz die argumentationskette

In meiner Stadt, meinem Viertel: Leipzig, Neustadt-Neuschönefeld, gibt es eine steigende Anzahl von Vereinen, Urban Gardening, Kunsthäuser. Der erste Weg in die lokale Gemeinschaft. Aber die Präsentation nach Aussen und Form der Beteiligung ist teilweise Ausgrenzend und gefühlt elitär.

[Social Participation and Design Activism, S.213]
»Maier-Aichen refers to a »Utopia of less … but better« that requires creatives not only to create compelling design products, graphics or interiors, but also »to find innovative ways of communication, materialising and dematerialising things« (2004:10). The emphasis here is on developing design as a transformative process or as a way of reconfiguring routine and outlooks.« (S.214) Ein Methode ist es die Gemeinschaft ins Zentrum des Entscheidungsprozess einzubeziehen (zu setzen), um die Wiederbelebung der Lokalität (Nachbarschaft) einzufordern.
Nach Julier muss sich der Designer darum kümmern, für die medienverweigernden Normalbürger einfallsreiche Beteiligungsformen zu entwickelt, um auf bestehende Situationen Antworten zu finden und ihnen die Entscheidungsmacht über ihrer Umwelt zurückzugeben. (S.215) Mit Vorher-Nachher-Vergleichen können die Auswirkungen gemessen und weniger emotional argumentiert werden, was nun wirklich verändert wurde und bewertet werden, welche Folgen sich eingestellt haben. Mit diesen kleinteiligen Aktionen können verschiedene Methoden auf kommunaler Ebene getestet werden. Bei Misserfolg zieht das Scheitern keine weltumfänglichen Veränderungen nach sich und kann getrost als fehlgeschlagener aber probiertet Versuch durchaus mit gewonnen Erkenntnissen sowie Rahmenbedingungen für die Community hinterlegt werden. Bei positivem Ausgang stellt die gleiche Art der Dokumentation anderen Regionen Maßnahmenempfehlungen zu Verfügung, die ebenfalls erfolgreich oder scheitern können. Neben diesem vernetzten Erfahrungswissen wird dieses aber auch vor Ort weitergereicht und in die lokale Wissensgemeinschaft verbal transportiert. In diesen Prozessen können Designer als Katalysatoren für einen leichtern Zugang zum Thema und möglichen Antworten dienen. »Notenheftes, such work is also driven by political desires that not only Ami for democratic engagement with the processes and outcomes of creative practices among citizens, but in these, also seek a transformative effect on their everyday outlooks. As such, this may be termed »activist design«.« (S.216) Es gibt aber auch noch andere Formen des Designaktivismus. Für Thorpe sind es Designartefakte, die das Handeln nach ökologischen Werten einfordern. Nach Fuad-Luke geht es darum im Designprozess soziale, ökologische oder politische Werte statt kommerzieller und wirtschaftlicher in den Vordergrund zu stellen. DiSalvo sieht die Möglichkeit durch »feindliches«, nicht kooperierendes Design, eigentlich eines Anti-Designs, dominierenden Haltungen in Frage zu stellen und somit einen Diskurs einzuleiten. Für Markussen bezieht design activism seine Energie aus dem Widerstand, der allerdings schaffend statt zerstörend genutzt wird, und der gestalterisch-eingreifende Weg in das Leben ist. In jedem Fall unterbricht es die Alltagsroutinen, durch Irritation, Umnutzung, Fehlverhalten oder Verbesserung. »This is a designerly intervention. By rapidly and dramatically turning it into a secure space for play […] are changed not just through representation but also by physical engagement.« (S.217)

Weiterführend
**

Relevanz

Weiterverarbeitung
Kapitel 3 Ansätze

Vernetzungen

Alastair Fuad-Luke »Design Activism: Beautiful Strangeness for a Sustainable World«

Fuad-Luke, A. (2009). Design Activism: Beautiful Strangeness for a Sustainable World. New York: Earthscan.

Gelesen / Exzerpt: 2.8. – 7.8.2015 / 7.8.2015 + 24.8.2015
Standort: eigene Sammlung

Abstakt

Fuad-Luke schreibt über die Neue Rolle des Designers in einer sich änderten Welt. Dabei sieht er den Designer als Aktivisten und Verantwortlichen für nachhaltige positive soziale sowie gesellschaftliche Änderungen. Neben einer umfangreichen Begriffsklärung, schaut Fuad-Luke in die Geschichte des Design-Aktivismus, über dessen Relevanz und was sich daraus für Möglichkeiten heute ergeben. Diese werden mit Anleitungen und Beispiele unterfüttert. Alastair Fuad-Luke ist Gestalter, Vermittler, Lehrer, Autor, Aktivist und momentan Professor für »Emerging Design Practices« an der Aalto University.

Ausarbeitung

Alastair Fuad-Luke betont, das unsere Lebenswelt bedroht ist: durch ungleiche Verteilung von Geld, Essen und Hoffnung. Dabei nehmen Aktivisten eine wichtige Rolle ein, weil sie über die unterschiedlichen Realitäten, Divergenzen und negativen Entwicklungsprozesse aufmerksam machen. »That life as we know it is about to change significantly or perhaps, irrevocably. These are the voices of the activists — and they are growing globally.« (S.XX, Preface) Weiter fragt Fuad-Luke, ob unter diesen Aktivisten viele Designer sind. Leider muss die Antwort verneinen werden. »There are indeed some that articulate their thoughts and covert them into positive societal and environmental change. But they are few, just at a time when many are needed.« (S.XX, Preface) Denn gerade Designer haben offe Augen und eine umbefangene, naive, unkonventionelle Herangehensweise mit Problemen. »Designers are […] licensed to imagine, to realize what John Wood calls »attainable micro-utopias«, to make the unthinkable possible.« (S.XX, Preface) Er sieht die Hoffnung im Design, weil es Zerstörtes wieder verbinden und Neue Beziehungen erstellen kann. Für Fuad-Luke hat Design die Fähigkeit soziale Wandel zu beschleunigen, kritisches sichtbar zumachen und unser Schönheitsempfinden zu korrigieren, um die vielen Wirklichkeiten als wunderbare Seltsamkeit beautiful strangeness wahrzunehmen. »To rise to this challenge, design must set itms won agenda for positive change.« (S.XXI, Preface)

Wirklichkeiten truths: wirtschaftlich, politisch, sozial, ökologisch, ethisch, technisch, symbolisch, institutionell, philosophisch, kulturell

»Scoping the Territory: Design, Activism and Sustainability« Definitionen und Trennung ins 1. Kapitel

»Past Lessons: A Short History of Design in Activist Mode, 1750–2000«
Giving Form to Culture
kleiner Abriss über die Geschichte, 1. oder 3. Kapitel

»Global–Local Tensions: Key Issues for Design in an Unsustainable World«
kurz überfliegen. Relevant?

»Contemporary Expressions_ Design Activism, 2000 Onwards«
Social active
Mein Thema lokalisieren, positionieren, verorten. Relevanz herausarbeiten, Argumentation, Tabellen anwenden und Handlungsräume aufzeigen.
Tabelle 4.1 –> Art und Aufwand von Aktivismus in %
MARY Ziel: Info/Communication (S.80)
»Making Information visible/tactile, devising rating systems, creating symbols, making physical links«
Tabelle 4.2 –> Häufigkeit von design activism Gründen
MARY Ziel: Community enabling / Human rights (S.81)
»Education, user involvement, sense of place, relationships / justice, affordability accessibility and democracy«
Grafik 4.2
Tabelle 4.3
Tabelle 4.4
Tabelle 4.5
Visible/Symbols –> Grafik 4.3 / 4.4 / 4.5

»Designing Together: The Power of »We Think«, »We Design«, »We Make««
kurz überfliegen. Relevant?
Grafik 5.2
Tabelle 5.1

»Activist: Frameworks and Tools: Nodes, Networks and Technology«
kurz überfliegen. Berührungspunkte aufzeigen. Eigene mögliche Tools herausarbeiten. Erste Ideenskizzen / Brainstorming
Appendix 3
»Metadesign Tools Emerging from the Attainable Utopias Project«
Idee Master: Klinik für politische Krankheiten. Syndrome, Synthome, Verstimmungen. Praxis für ungesunde politische Einstellungen, Heiltherapie vor Politische Verdrossenheit, Trinkkur für Politisches …, Parteien-Diät – Essen nach politischem Wahlprogramm/Beschlüssen/Philosohpien

»Adaptive Capacity: Design as a Societal Strategy for Designing »Now« and »Co-futuring««
kurz überfliegen. Mein Thema lokalisieren und konkretisieren
Anticipatory Democracy S.196

Was ist DEEDS?

Weiterführend
John Wood

http://window874.com/
http://window874.com/2015/06/11/designing-within-the-open-source-circular-economy/
http://agentsofalternatives.com/

Relevanz

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Kapitel 3 Ansätze

Vernetzungen
Pfeffer

Carl DiSalvo »Adversarial Design«

Disalvo, C. (2009). Adversarial Design. New York: Earthscan.

Gelesen / Exzerpt: 2.8. – 7.8.2015 / 7.8.2015 + 24.8.2015
Standort: ZHDK Bibliothek

Abstakt

Disalvo erörtert die politischen Potenziale und Qualitäten von Design. Dabei stellt er die Ausprägungen durch eine Reihe vor Beispielen vor und hinterfragt die Beziehung zwischen unserer politischen Haltung und Gestaltungsprozess von Produkten. Carl DiSalvo ist Dozent für digital Medien an der School of Literature, Communication, and Culture im Georgia Institute of Technology, sowie im Feld Design Thinking anzusiedeln.

Ausarbeitung

Weiterführend

Relevanz

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Kapitel: 3 Ansätze

Vernetzungen